Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 126
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ihm für längere Zeit Unterkunft zu gewährend, mußte er sich bei anderen
Freunden umsehen. Wenn er auch seinen Unterhalt als Advokat bestreiten
konnte — zu seinen Klienten zählte der Oberamtmann in Alpirsbach —, so
reichte sein Einkommen nicht zur Bezahlung seiner Gläubiger aus. Mit der
Bitte an den Herzog Ludwig Eugen um ein Moratorium erhoffte er sich einen
Aufschub. Noch schien sein Lebensmut ungebrochen: „Glaube nicht, liebe
Christiane! daß eine abschlägige oder gar ausbleibende Antwort mich zum
verzagenden Feiglinge mache würde", schrieb er am 15. Juli 1794 aus Nagold
an seine Schwester. Aber auch der Nachfolger des Herzogs Karl Eugen war
ihm nicht gewogener und stellte ihm keine Anstellung in Aussicht, die er durch
sein früheres Verhalten nicht verdient habe. Aber im Grunde setzte er seine
Hoffnung weniger auf den Herzog als auf die Franzosen, die am 18. Mai unter
dem General Pichegru die Truppen Coburgs in Tourcoing schlugen, unter General
Jourdan am 25. Juni die Kapitulation von Charleroi erzwangen und tags
darauf in Fleurus erfolgreich waren: „Vielleicht kommen bald andere Zeiten.
Frankreich siegt zum Erstaunen der Welt abermals, und mit ihm die Wahrheit
". In seinem Brief an Christiane rechnet er auch mit Veränderungen im
Lande: „Auch die Stimmung des Landvolkes in hiesiger Gegend läßt sehr
wichtige Auftritte ahnen".

Neuen Auftrieb erhält Stäudlin durch die Anbahnung seiner Geschäftsbeziehungen
zu Johann Heinrich Geiger in Lahr, bei dem er die heute nicht mehr
auffindbare Schrift „Empfindungen bei der Nachricht von Robespierres Fall
und Tod" drucken läßt. Seine Verhandlungen mit Geiger über die Herausgabe
eines neuen Journals verlaufen positiv.'3 Die Vorbereitungen für die Bezieherwerbung
laufen im November auf Hochtouren und um den 7. Dezember siedelt
Stäudlin nach Lahr über, wo er bereits einen Bekanntenkreis vorfindet,
darunter auch der jüngere Lotzbeck.14

Die neue Zeitung mit dem Titel „Klio" erscheint am 1. Januar 1795 und wurde
zunächst in Lahr und dann in Seelbach gedruckt. Ihr war kein langes Leben
beschieden: mit der Nummer 76 vom 30. Juni 1795 stellte sie ihr Erscheinen
ein. Der Vertrieb der Zeitung war offensichtlich behindert worden. Wie

12 Universitätsbibliothek Tübingen Fasz. Md 787 a Nachtr. Brief v. 15. 7. 1794 an seine Schwester
Christiane. Dort auch alle weiteren Briefe, aus denen hier zitiert wird.

13 Dazu: Erwin Dittler, Seelbach-Verlagsort der „Klio". Herausgeber Gotthold Friedrich
Stäudlin (1758—1796). In: Seelbach im Schuttertal, 1979, S. 342—347.

14 Die Bekanntschaft mit Lotzbeck vermittelte möglicherweise August Wilhelm Lamey, der
am 3. 3. 1772 in Kehl geborene Sohn des Handelsmannes Johann Martin Lamey und der
Catharina Charlotte Lotzbeck. Taufzeugen waren 1. Christian Samuel Lotzbeck, 2. Johann
Zacharias Lotzbeck, beides Handelsleute. Joh. Zacharias, Bürger in Nürnberg, ließ sich
durch den led. Handelsmann Karl Ludwig Lotzbeck, Sohn des Christian Samuel, vertreten;
3. Catharina Lotzbeck, Ehefrau des Johann Friedrich Lamey (frdl. Mitt. der Evangl. Kirchengemeinde
Kehl v. 13. 9. 1979). Die Schubartsche Chronik hatte zwar schon 1791
(S. 327) die „Gedichte eines Franken am Rheinstrom" von A.W. Lamey besprochen, aber
Stäudlin wurde erst mit ihm bekannt, als Lamey, damals Mitglied der Nationalgarde in
Straßburg, in einem Brief zur Spaltung der Gesellschaft der Konstitutionsfreunde Stellung
nahm (Fortges. Schubartsche Chronik v. 28. 2. 1792).

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