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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 128
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von Geheimagenten vertraut: Marcelle Adler-Bresse schreibt ihm die Abfassung
des „Rapport sur la maniere d'envoyer des agents secrets" zu, der 1795
für den Leiter der diplomatischen Abteilung im Wohlfahrtsausschuß, Sieyes,
bestimmt war.17

Ein Treffen mit Reinhard kam offenbar nicht zustande. Ob die Versuchung
an ihn herangetragen wurde? Sein Bruder hatte angeregt, er möge eine vernünftige
und bescheidene Bittschrift an Herzog Friedrich richten, doch Stäud-
lin hielt dies für zwecklos, da bei der herzoglichen Familie die ungerechten
Vorurteile von Aufruhrgeist und Jakobinismus Wurzel gefaßt hätten. Eine
Zurückweisung, schreibt er am 12. August, wäre eine Demütigung, die zu hart
wäre für einen Mann, „der seinem Vaterland gewiß keine Schande gemacht,
der es auch nicht mit einem treulosen Gedanken verraten hat und — so von
ihm behandelt wird!" Aber er macht auch im gleichen Brief keinen Hehl aus
seiner demokratischen Gesinnung und schon gar nicht daraus, daß er gesonnen
ist, nach Frankreich überzusiedeln. Er hoffe, sich mit seinen literarischen
„und den hier jedoch sehr seltenen advokatischen so lange fortbringen zu
können, bis die Umstände sich ändern. Und diese Änderung verspreche ich
mir vom Frieden, der ja im alleräußersten Falle doch nächstes Frühjahr samt
der Öffnung des Elsasses erfolgen muß. Erfolgt dieses früher oder später: so
darf ich hoffen, daß man, so wie gegen die deutschen Demokraten überhaupt,
also auch gegen mich in Württemberg, gelindere Saiten stimme, oder daß die
Elsässer, die meine Chronik ehemals so gern gelesen haben, mich freundlich
bei sich aufnehmen werden".

In seiner Not entschließt sich Stäudlin Ende des Jahres nun doch, den Herzog
um eine freigewordene Oberamtmannsstelle zu bitten. Sein Gesuch wurde von
der herzoglichen Regierung wohlwollend behandelt, ohne daß sie sich aber dazu
entschließen konnte, dem Herzog vorzuschlagen, Stäudlin zum gegenwärtigen
Zeitpunkt eine freie Oberamtei zu übertragen. Der Geheimrat teilte das
Gutachten der Regierung mit, welche „bei irgendeiner schicklichen Gelegenheit
" Rücksicht auf Stäudlins Bitte zu nehmen versprach. Er erstattete am
28. 12. 1975 dem Herzog Bericht, aber dieser entschied zwei Tage später, daß
der Bittsteller sich erst „durch sein Betragen und seine Geschäfte als ein würdiger
und brauchbarer Mann legitimiert und erst dadurch einen Anspruch auf
eine Bedienstung erworben haben wird".18

Weitere Hoffnungen schlugen ebenfalls fehl. Ein Brief vom 4. August 1796 an
seine Mutter bestätigt aber, daß man offenbar an ihn herangetreten war, als
Agent tätig zu sein: „Nie in meinem Leben habe ich so lebhaft gefühlt, als gegenwärtig
, daß das Bewußtsein der Rechtschaffenheit ein so fester, so erhabener
Trost im Unglück ist. Mein Gewissen gibt mir jetzt das beruhigende Zeugnis
, daß ich es um mein Vaterland gewiß nicht verdient habe, länger von ihm

17 Marcelle Adler-Bresse, Sieyes et le monde allemand, Bd. I, 1977, S. XXVIII.

18 Rudolf Krauß, Zu Gotthold Stäudlins Ausgang. In: Württ. Vierteljahreshefte für Landesgeschichte
, NF XIV, 1905, S. 83 f. Dazu: Erwin Dittler, Zum Tode von Gotthold Friedrich
Stäudlin (1758—1796). In: Badische Heimat, Heft 1, 1979, 119 f.

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