Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 134
(PDF, 71 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1980/0136
von Linnen, Zwilch, Paktuch etc. mit dem vom Spediteur Müller in Rastatt in
Bischofsheim errichtet werden sollenden Warenlager verbinden zu dürfen".19
Eine Verwirklichung dieses Planes hätte sich für den dortigen Raum sicherlich
günstig ausgewirkt. Hilfsbereit streckt er im Mai seiner Heimatgemeinde
2 400 livres vor, damit diese ihren Requisitionsverpflichtungen gegenüber der
frz. Armee nachkommen konnte. Nachdem auch seine Mutter am 23.2.1795
gestorben war, band ihn nach dem Scheitern des Projekts wohl nichts mehr an
Freistett. Nach der Abwicklung der Erbschaftsangelegenheiten und der Veräußerung
des Schlosses Aubach im gleichen Jahr an den Freiherrn Leopold
von Lassolaye siedelt er nach Straßburg über, was sicherlich auch dem
Wunsch der noch lebenden Schwiegereltern entsprach.20

Harsany behauptet, daß dieser Wechsel des Wohnsitzes aus rein materiellen
und keineswegs aus sentimentalen oder moralischen Gründen erfolgt sei.21
Den Beweis für ein solches, an sich doch keineswegs unehrenhaftes Motiv für
einen tüchtigen Geschäftsmann, sieht er offenbar in einem Brief Schulmeisters
vom 5.10.1797 an die Straßburger Stadtverwaltung, in welchem er um Unterstützung
beim general en chef de l'armee d'Allemagne bittet, um die mehrmals
vergeblich angemahnte Rückzahlung seines der Gemeinde gewährten Darlehens
zu erreichen. Schulmeister befürchtete, daß man ihm wegen seines Wegzugs
und Überführung seines Vermögens nach Frankreich Schwierigkeiten bereiten
könnte. Es sei indessen möglich, fährt Harsany fort, daß Schulmeister
dank seiner Kontakte zu Militärs und frz. Patrioten — Napoleon, Savary, etc.
— allmählich dafür gewonnen worden sei, sich „de coeur et d'interet" als guter
Franzose zu betrachten.

Diese betonte Hervorhebung des angeblich nur materiellen Motivs, das Schulmeister
zur Übersiedlung nach Straßburg bewogen haben soll, fordert zu einigen
Überlegungen heraus. Zunächst ist es schwer vorstellbar, daß er wegen einer
kurzfristig nicht einzutreibenden Schuld Freistett verlassen haben soll, zumal
eine gesamtschuldnerische Verpflichtung vorlag; wenngleich dies mit frz.
Hilfe schneller und wirksamer geschehen konnte. Sollte das der Fall gewesen
sein, mußte er sich dafür zweifellos erkenntlich zeigen.

Man mußte sich auch nicht unbedingt gleich als guter Franzose fühlen, wenn
man nach Frankreich zog, zumal es sich in diesem Falle um Straßburg mit seiner
stammesgleichen Bevölkerung handelte. Wie es auch umgekehrt verfehlt
ist, auf deutscher Seite tief zu beklagen, daß Schulmeister „seinen Mut und
seine Kenntnisse nicht in den Dienst des deutschen Vaterlandes gestellt hat",22

19 Hess. StA. Darmstadt, H.-L. Kabinettsprotokolle 1797/98, 408. 594. Im GLA (13.2.1980)
konnten keine Akten über ein Warenlager des Spediteurs Müller aus Rastatt in Rheinbischofsheim
festgestellt werden.

20 Marie Charlotte Unger +12.5.1809, Jean-Charles Unger + 1.11.1814 (Harsany, Ch. L.
Schulmeister, 93).

21 Harsany, Charles Louis Schulmeister, 96, 85; derselbe, La famille Schulmeister, 20.

22 Leitz, 205.

134


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1980/0136