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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 140
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findenden Gespräch bedankte sich Gassicourt, daß er die Aufführung von Iff-
lands Stück „Die Anachoreten" genießen durfte, worauf Schulmeister erwiderte
: „Ich habe mehr getan, ich ließ die von der österreichischen Zensur beschlagnahmten
Bücher, die ich in den Archiven der Zensur gefunden habe, ihren
Eigentümern zurückgeben; ich ließ alle verbotenen Bücher von Voltaire,
Diderot, Helvetius, Holbach übersetzen und drucken; alle werden nun in
deutscher und französischer Sprache verkauft, auf daß die Wahrheit an den
Tag kommt und ihr Licht leuchtet. Würden Sie glauben, daß der Erzbischof
von Wien das Buch von Montesquieu 'L'Esprit des lois', dieses unsterbliche
Werk, von dem stets ein Exemplar im Unterhaus in London aufbewahrt wird
und das die Bewunderung der größten Publizisten der Welt erregt, auf den Index
setzte? Ich habe die Mönche in ihre Klöster verwiesen, wo sie überwacht
werden und nicht mehr den Fanatismus in den Vorstädten und Spitälern predigen
können".

Hier offenbart sich ein weithin unbekannter Schulmeister als „Apostel der Errungenschaften
der Revolution, als Schützer des freien Wortes und als Verbreiter
des Lichtes der Aufklärung".47 In diesem Zusammenhang ist der Hinweis
von Harsany interessant, daß Schulmeister seit dem 12.12.1808 der Freimaurerloge
„Saint-Jean, la Vraie-Fraternite", einer der demokratischsten Logen
Straßburgs angehörte.48 Aber er erscheint nur dann in einem neuen Licht,
wenn man seine revolutionäre Tätigkeit von 1797/98, von der wir leider noch
zu wenig wissen, nicht kennt oder außer acht läßt.

Nach dem Feldzug von 1809 zog sich Schulmeister in das wohlverdiente Privatleben
zurück und widmete sich der Bewirtschaftung seines seit dem Jahr
1806 erworbenen umfangreichen Besitzes in Straßburg, der etwa 160 ha betrug
. Er ließ nach den Plänen von Weinbrenner das Schlößchen Meinau bauen
,49 erwarb ein Haus in Paris und kaufte in Boissy-St.Leger das Schloß
Piple.50 Ob er die freundschaftlichen Beziehungen zu Savary weiter pflegte, ist
unbekannt, aber wahrscheinlich. Doch bekleidete er kein offizielles Amt,
nachdem dieser am 3. Juni 1810 den in Ungnade gefallenen Fouche als Polizeiminister
abgelöst hatte.

An den Feldzügen in Spanien und Rußland nahm er nicht teil.51 Mehrere
Gründe könnten dafür maßgebend gewesen sein; vielleicht war er nur kriegsmüde
geworden, vielleich mißbilligte er aber die grausame Unterdrückung des
spanischen Volkes, das gegen die Soldaten Napoleons einen erbitterten nationalen
Volkskrieg führte, und auch das russische Abenteuer, das der Vervoll-

47 Elmer, S. 136.

48 Harsany, Ch. L. Schulmeister, S. 92. Ders., La vie ä Strasbourg sous le consulat et PEmpire
(o.J.), S. 236.

49 Ed. Piton, Strasbourg illustre, Strasbourg 1912, S. 57

50 Muller, S. 167.

51 Sitzmann, S. 734.

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