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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 141
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kommnung der Kontinentalsperre gegen England, aber nicht der Befreiung
der russischen Bauern von der Leibeigenschaft dienen sollte. Muller vermutete
, daß mangelnde Sprachkenntnisse ausschlaggebend waren.52 Tatsächlich
gerieten selbst deutsche Offiziere in russischer Uniform, die sich vor allem in
den höheren Stäben der russischen Armee befanden, wegen fehlender oder
mangelnder russischer Sprachkenntnisse gelegentlich in Verdacht, Spione zu
sein."

Was auch immer ihn veranlaßt haben mag, sich vom Kriegshandwerk zurückzuziehen
, so blieb er dadurch von den katastrophalen Ereignissen auf beiden
Kriegsschauplätzen verschont, die maßgeblich zum Sturz Napoleons beitrugen
. Dessen Niederlage in der Völkerschlacht bei Leizig, welche die Befreiung
Deutschlands zur Folge hatte, bereitete Schulmeister zunächst nur eine geringfügige
Ungelegenheit, die aber seine bedeutsame ökonomische Stellung erkennen
läßt. Wegen der erforderlichen Arbeiten am Fort Kehl hatte ihn die Straßburger
Stadtverwaltung aufgefordert, den Bau einer Straße einzustellen, da
die dabei beschäftigten Arbeiter benötigt wurden. Auf das Schreiben des Bürgermeisters
Brackenhoffer antwortete er am 24. Oktober 1814 anzüglich und
nicht gerade patriotisch, daß er unverzüglich die bisher beschäftigten Bewohner
von Neuhof entlassen habe. Er habe sie beschäftigt, um ihnen Brot zu verschaffen
und sie vor dem Elend zu bewahren. Die Freude, den zahlreichen Familien
von Neuhof Gutes zu tun, ihr unergiebiges Land fruchtbar zu machen
und ihre Existenz zu sichern, sei seine einzige Befriedigung gewesen, die er dabei
gefunden habe. Was ihn betreffe, so könne er ihre Dienste entbehren, und
wenn noch auszuführende Arbeiten verblieben, um Gutes tun zu können, so
würden sich die Bewohner von Iiikirch und Grafenstaden beeilen, davon zu
profitieren.54 Besser konnte man nicht auf das offenbar schikanöse Begehren
der Stadtverwaltung reagieren.

Napoleon war Anfang Mai 1814 auf der ihm von den siegreichen Verbündeten
zugewiesenen Insel Elba eingetroffen. Schon zwei Monate später verbreitete
sich das Gerücht von einer Verschwörung, welche die Wiedererrichtung des
Kaiserreichs zum Ziele habe. Man verdächtigte Schulmeister als die Seele dieses
Unternehmens, und in deutschen Zeitungen wurde er als Verräter denunziert
.55 Es wurde gegen ihn ein Haftbefehl erlassen. Da man ihn jedoch nicht
aufspüren konnte, hielt man sich an seinen Bruder in Freistett, den 1810 zum

52 Muller, S. 168 f.

53 So war beispielsweise Clausewitz, der zum Chef des Generalstabes für die Besatzung von Riga
ernannt worden war, schon bald nach Verlassen des russ. Hauptquartiers trotz Reisepaß, russischer
Ordre und Uniform von den Milizen angehalten und zurückgeschickt worden. Und als
er wenige Tage später erneut mit zwei weiteren deutschen Offizieren aufbrach, »fehlte in einigen
kleinen Städten nicht viel, daß wir auf dieser Reise trotz unseres russischen Feldjägers wieder
für Spione erklärt und festgenommen worden wären«. (Carl von Clausewitz, Der russische
Feldzug von 1812, Wiesbaden 1953, S. 141 f.).

54 Harsany, Ch. L. Schulmeister, S. 92.

55 Muller, S. 169.

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