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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 142
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Dekan ernannten Christian Ernst. Seine Freilassung erfolgte erst, nachdem er
seine völlige Unschuld erweisen konnte.56

Wenn auch das genaue Datum des Steckbriefes gegen Schulmeister nicht genannt
wird, so muß um jene Zeit die rätselhafte geheime Zusammenkunft des
Sekretärs Mandel, Vertrauter des österreichischen Feldmarschalls Fürst
Schwarzenberg, mit Schulmeister in Straßburg stattgefunden haben. Der Un-
terpräfekt des Bezirks Benfeld, dem der längere Aufenthalt Mandels in Straßburg
auffiel, berichtete darüber am 19. August 1814 dem Adjutanten Lasalle
des Grafen von Artois, Bruder Ludwigs XVIII.57 Was wurde da gespielt, und
war Schulmeister wirklich unauffindbar? Nach Angaben von Jean Orieux
wurde während des Wiener Kongresses, der schon Ende September 1814 inoffiziell
zusammentrat, „die Anwesenheit eines napoleonischen Spions verzeichnet
, eines Mannes namens Schulmeister, der bei den internationalen Geheimdiensten
kein Unbekannter war".58 Doch Masson erwähnt, daß davon gesprochen
worden sei, Napoleon habe Cipriani Franceschi, der später seinen Nachrichtendienst
auf St. Helena leitet, nach Wien geschickt, um dort Informationen
zu sammeln.59

Noch während des Kongresses, am 1. März 1815, verließ Napoleon mit seiner
Truppe die Insel Elba. Hatte Schulmeister etwas mit der Flucht zu tun? Man
wisse es nicht, schreibt Orieux. In den Nachlaßpapieren Schulmeisters fand
sich nur die zweimalige Erwähnung, daß er seinen Sohn mit einem persönlichen
Brief an den Kaiser in Fontainebleau geschickt habe, um ihn von der
Flucht Ludwigs XVIII. zu unterrichten. Der Kaiser habe seinem Sohn gegenüber
bemerkt: „Ihr Vater ist der einzige, der mich von der Abreise der Bour-
bonen benachrichtigt und wünscht, daß ich heute noch in Paris ankomme,
heute, den 20. März, am Geburtstag des Königs von Rom. Wir wollen also abreisen
".60 Dem steht ein Bericht des Generals Savary vom 24. März gegenüber
, in welchem er dem Kriegsminister mitteilt, daß er in der Nacht vom
19./20. den Leutnant der berittenen Nationalgarde, Charles-Isidor Schulmeister
, Sohn eines Mannes, der die hervorragendsten Dienste leistete, zum Kaiser
mit dem Auftrag geschickt habe, ihn über die Abreise der Bourbonen aus
der Hauptstadt zu informieren. Dieser habe ihn gütig empfangen. Charles-
Isidor sei mit dem Kaiser nach Paris zurückgekehrt.61

Diese Darstellung Savarys schließt nicht aus, daß Schulmeister seinem Sohn
einen Brief mitgab für den Kaiser, der seit seiner Landung mit der Verheißung

56 Ders., S. 169, Heitz, S. 206, Ehrhard, S. 38.

57 Harsany, Ch. L. Schulmeister, S. 99, Anm. 29.

58 Jean Orieux, Talleyrand, die unverstandene Sphinx, 4. Aufl. 1974, S. 550. Der deutsche Übersetzer
Gerhard Heller vermerkt dazu, daß Schulmeister wahrscheinlich im Dienst Talleyrands
stand, »in dem er den großen Mann des nachnapoleonischen Europas sah«. Orieux selbst
wirft die Frage auf, ob Schulmeister Talleyrand einen von der Polizei angefangenen Brief mit
einer Todesdrohung übergeben sollte.

59 Frederic Masson, Napoleon ä Sainte-Helene 1815 - 1821, Paris 1912, S. 163

60 Ehrhard, S. 38 f.

61 Harsany, La famille Schulmeister, S. 22.

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