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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 144
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hoffe, dem Kaiser nützlicher sein zu können, wenn er sich zur russischen Armee
und dann nach Wien begebe. Er besitze dort zwei Freunde, einen Polizeiinspektor
und einen Sekretär beim Hofkriegsrat, und er könne dort über Angelegenheiten
informiert werden, die interessanter seien als die Kenntnisse
über einige Bataillone mehr oder weniger.69 Als überzeugter oder fanatischer
Bonapartist wäre er sicherlich während der „Hundert Tage" entschieden und
gewiß öffentlich in Erscheinung getreten. Fouche kannte die Komplotte, die
Savary, Maret und andere geschmiedet hatten, um die Rückkehr Napoleons
von Elba vorzubereiten;70 als Polizeiminister, der er auch nach der zweiten
Rückkehr der Bourbonen wurde, hätte er zweifellos nicht gezögert, auch
Schulmeister zu opfern und ihn in seiner berüchtigten Verfügung vom 24. Juli
1815 in die Reihe der Geächteten einzubeziehen.71

Bleibt für jene Zeit nur die Frage, wie sich Schulmeister beim Kaiser in Erinnerung
gebracht hatte, daß dieser ihm vor dem Verlassen Frankreichs vermutlich
sein Feldbett und einen Tisch vermachte, der später im Totenzimmer Schulmeisters
aufgestellt worden sei.72 Für diese Schenkung gibt es aber auch nur einen
indirekten, doch glaubhaften Hinweis. Als der Prinz-Präsident Louis Napoleon
Bonaparte am 22. August 1850 Straßburg besuchte, war sein Schlafzimmer
mit Möbeln ausgestattet, die der Kaiser dem ungenannten Besitzer für
treue Dienste vermacht hatte.73 Bedeutsamer erscheint aber der Hinweis Har-
sanys, daß sich Schulmeister nicht unter den ungefähr 150 „anciens legionnai-
res" befand, die der Präsident der Republik empfangen hatte.

Es müßte sich um die letzte Gunstbezeugung Napoleons gegenüber Schulmeister
im Jahre 1815 gehandelt haben, denn dieser schrieb später, als er auf die
Kapitulation von Ulm einging, wo er an der Seite Napoleons den Vorbeimarsch
der Gefangenen abnehmen dürfte: „Er schenkte mir dann eine Pension
von 10 000 Franken, die ich bis 1815 bekam, und die übrigens fast die
einzige bare Belohnung ist, die ich von ihm für alle andern Dienste angenommen
habe, welche ich ihm später leistete".74 Er bekräftigt dies auch in einem
anderen Zusammenhang. Nach seinen Angaben hatte er 1809 in Wien zur
Überführung eines Verräters beigetragen und einen Bestechungsversuch abgelehnt
. Savary berichtete darüber dem Kaiser. Schulmeister schrieb über die
Reaktion Napoleons: „Ich will nicht von der Freude sprechen, die er darüber
empfand, noch von der prächtigen Belohnung, womit er meine Treue, sowie
meine langjährigen und schwierigen Dienste beehren wollte. Savary, Lefebvre
(Herzog von Danzig) und Caulaincourt sind die einzigen, die es gewußt haben.

69 Muller, S. 77 f.

70 Madelin, S. 256.

71 Madelin, S. 324 f.

72 Ehrhard, S. 39. Emil Ludwig, Napoleon, 1977, S. 602, berichtet, daß der Kaiser sein Feldbett
von Austerlitz nach St. Helena mitgebracht und es seinem Sohn vermacht habe. Masson,
a.a.O., S. 433, spricht von zwei Feldbetten, die der Kaiser abwechselnd benutzt habe.

73 Harsany, Ch. L. Schulmeister, S. 95.

74 Ehrhard, S. 16.

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