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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 146
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gewirkt habe, 79 doch Muller verweist darauf, daß er nicht das einzige Opfer
war und beispielsweise der Graf von Talleyrand, Präfekt von Orleans nach
Magdeburg gebracht wurde und der Präfekt von Le Mans, Pasquier, das gleiche
Schicksal erlitt.

Feststeht, daß Schulmeister kein Anhänger der Bourbonen war, die ihn nach
den Ermittlungen von Harsany noch viele Jahre polizeilich überwachen ließen
. Man muß auch das Urteil des Vorstandes des österreichischen „Geheimen
Kundschaftsbureaus" in Paris, des Oberpolizeikommissars Langswert
vom Jahre 1815 zur Kenntnis nehmen: Schulmeister ist ein Mann von viel
Kopf, er ist ganz Republikaner, aber er ist kein Napoleonist. . . 'm

„Ein Mann von viel Kopf", eine unbestrittene Feststellung, die nur von dem
schon genannten Bernard Newmann durch ein nicht belegtes Zitat entwertet
werden sollte: „Sire, hier ist ein Mann, der nur aus Hirn besteht und kein
Herz hat".81 Das wäre an sich keine schlechte Empfehlung gewesen, denn Napoleon
erwartete das auch von einem Politiker,82 aber es ist unwahrscheinlich,
daß dies General Rapp oder General Savary bei der Vorstellung Schulmeisters
gesagt haben könnte. Gewichtiger scheint uns die Ehrenrettung Schulmeisters
durch Ehrhard, der ihn auch gegen andere Vorwürfe in Schutz nimmt: „Die
bisherigen Lebensbeschreibungen Schulmeisters werfen ihm eine grenzenlose
Habsucht und Geldgier, die Sucht nach Reichtum, nach raschem Erwerb vor.
Auf Meinau aber zeigte Schulmeister gerade das Gegenteil; . . . dort unterstützte
und ermutigte er, wie ein wahrer Mäcen, unbemittelte junge Leute, wie
den Bildhauer Ohnmacht, den Mechaniker Metzel, den Erfinder eines automatischen
Schachspiels, dem er einen Geldverlust von etwa 60 000 Franken
ersetzte.83 Auch „seine unüberlegte, schrankenlose Freigebigkeit gegen Bekannte
und Unbekannte", von der Ehrhard spricht, die vielen guten und noblen
Eigenschaften, die J. A. Ehrmann, der Schulmeister persönlich kannte,
ihm bestätigt, lassen sich wohl schwerlich mit der leichtfertigen Behauptung
vereinbaren, daß er ein Mann ohne Herz gewesen sei. Er war auf der Meinau
hochherzig gegenüber den Armen und hinterließ überall, wo er während der
Kriege hinkam, den Ruf eines milden und wohlwollenden Funktionärs.84

Daß er wirklich ein Mann mit Hirn und Herz war, beweist die Art seiner Vernehmung
des knapp 18jährigen kaufmännischen Lehrlings Friedrich Staps aus
Naumburg, der am 12. Oktober 1809 Napoleon in Schönbrunn ermorden
wollte. Bei dem Verhör durch den Kaiser, dem der General Rapp als Dolmetscher
diente, hatte Staps auf die Frage, was er tun würde, wenn man ihn in

79 Ehrhard, S. 38.

80 Elmer, S. 256.

81 Newmann, S. 107.

82 Tarle, S. 277.

83 Ehrhard, S. 27

84 Muller, S. 168, 91.

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