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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 154
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Jahr- und Viehmärkte wurden jährlich vier abgehalten. Die Stadt besaß das
Salzmonopol.

Mühlen arbeiteten fünf: die Mahl-, Papier-, Loh-, Säge- und Reibmühle, daneben
noch die Häusermühlen, die nur für den eigenen Bedarf mahlen durften
.'8

Der letzte Reichsschultheiß

Eigenartig berührt der Fall des letzten Reichsschultheißen Josef Benedikt
Spinner, der seines Amtes von 1789 bis 1802 waltete; dazu war er Kanzleiverwalter
und Kirchenschaffner. Roggenbach bezeichnet ihn als rechtschaffenen,
fleißigen und tätigen Mann.19 Roggenbachs Vorgesetzter Stösser war aber
ganz anderer Meinung. Er warf Spinner vor, eine jährliche Besoldung von
über 2000 Gulden „von der kleinen, verarmten und verschuldeten Reichsstadt
" zu nehmen. Die Gesamteinnahmen Zells betrugen im jährlichen Durchschnitt
6895 Gulden. Also bekam der Reichsschultheiß davon fast ein Drittel!
(Zum Vergleich: Stösser erhielt 800 Gulden in bar und einen „verhältnismäßig
geringen Naturalbezug".) Spinner selbst schreibt (zur Begründung der seit
Jahren nicht mehr geleisteten Reichs- und Kreisabgaben): „Die größte Not
und Dürftigkeit und besonders der außerordentliche Geldmangel, der bei uns
herrscht, läßt sich mit der Feder niemals schildern."20

Der Geheime Rat des Markgrafen dachte anders als Stösser und schrieb diesem
: „Man erwarte von ihm, er werde auf schickliche Art und durch freundliche
Zuspräche diesen Mann (Spinner) zu beruhigen und von der verlangten
Untersuchung und Rechtfertigung zurückzubringen wissen, wobei er ihm zugleich
zu eröffnen habe, daß Serenissimus nicht gewillt seien, ihm etwas an
seinem Diensteinkommen zu entziehen, was ihm reichsdeputationsschlußmä-
ßig gebühre."21 Anscheinend hatten die unterwürfigen Schreiben und Worte
Spinners bei den hohen Herren doch Eindruck gemacht!

Auch Zells früherer Archivar R. Hahn befaßte sich mit dem letzten Reichschultheißen
und schrieb22 nach Einblick in diesbezügliche Akten seine Eindrücke
folgendermaßen nieder: „. . . Spinner übertraf sich an Servilität (Unterwürfigkeit
) gegenüber den neuen Herren. Betrachten wir nur die bunte Zellische
Huldigungspforte von 1803 mit den 72 gemalten Einzeltafeln, so berührt
einem dieses Laborat von Lakaien- und Domestikenseelen schon recht
peinlich. Die Herstellungskosten mußten nicht unbedeutend gewesen sein.

18 Schell, S. 87

19 Schell, S. 95

20 Schell, S. 96

21 Schell, S. 96

22- R. Hahn, Nachwort zu: Die Geschichte der Freiwilligen Bürgerwehr von Zell a.H., als
25 Manuskript bei der Bürgerwehr aufbewahrt.

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