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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 165
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rette mit rund 5.000 Kranken, nämlich das Hauptfeldspital Nr. 2 in Freiburg
mit den Außenstellen St. Peter und Heitersheim und das Hauptfeldspital Nr.
27 in Tennenbach mit der Filiale Waldkirch. Um die Jahreswende lagen im
ehemaligen Bernhardiner-Stift 1.200 Mann, Österreicher, Russen und Bayern,
für die die von Dieben heimgesuchten Räumlichkeiten erst einmal notdürftig
wieder hergerichtet werden mußten. Das Sanitätspersonal, das mit seiner Ausrüstung
aus Prag in Eilmärschen herbeigekommen war, konnte nicht verhindern
, daß bis Mitte März 1814 rund 570 Tote zu beklagen waren — wobei
Tennenbach zu den Lazaretten gehörte, die noch einen einigermaßen guten
Ruf genossen. Um diese Zeit wurde der Abmarsch des Spitalkörpers Nr. 27 in
Richtung Bodensee verfügt. Er etablierte sich im folgenden im ehemaligen
Benediktiner-Stift Petershausen bei Konstanz.

Es sollte jedoch nicht lange dauern, bis die Österreicher erneut auf das Kloster
zurückgreifen mußten. Als nach der Schlacht bei Waterloo im Juni 1815 große
Truppenmassen über den Rhein zurückgingen und ein Teil von ihnen den
Breisgau durchzog, war erneut großer Bedarf an Militärlazaretten und auch
Tennenbach wurde wieder in Anspruch genommen. Dieses Mal aber ließen
doppelt so viele Insassen ihr Leben wie im Winter 1813/14 und folgten ihren
Schicksalsgenossen in die Massengräber im nahegelegenen Wald nach, wovon
noch heute einige Denkmäler zeugen.

Die Tennenbacher Kolonie

Ein Überbleibsel des aufgehobenen Stifts ganz besonderer Art war die von den
Zeitgenossen so benannte „Thennenbacher Colonie". Gemeint war damit eine
Bettler- und Asozialensiedlung, die ihren Anfang mit der Auflösung des
Stifts im Jahre 1806 nahm und sich im Laufe der Jahre zum Schrecken der gesamten
Umgebung entwickelte. Der in dieser Gegend bis tief ins Jahrhundert
hinein gebräuchlich gewesene Schimpfname „Thennenbacher" legt ein beredtes
Zeugnis davon ab. Die badischen Behörden wurden mit dieser Spätfolge
der Säkularisation erst um 1835 fertig, indem sie um diese Zeit endlich die
Auflösung der Kolonie durch Androhung von Gewalt und Anwendung scharfer
Polizeimaßnahmen, die ja auch ein Mittel von Sozialpolitik sein können,
erzwangen. Die völlige Zerstörung der Gebäude steht im übrigen in engem Zusammenhang
mit der Beseitigung dieser merkwürdigen Gemeinde.20

Als noch Ordensleute in Tennenbach das Heft in der Hand hatten, siedelten
sich hier etliche Handwerker- und Taglöhnerfamilien an, die Arbeit, Brot und
Unterkunft und eine soziale Absicherung fanden, da das Kloster bei Arbeitsunfähigkeit
infolge von Krankheit und Alter lebenslängliche Unterstützung
gewährte. Nach dem Zeugnis der Domänenverwaltung befanden sich die
Dienstleute damals in durchweg zufriedenstellenden wirtschaftlichen Umstän-

20 Das folgende nach Aktenstücken GLA 233/20574, 20576 u. 237/18629, insbesondere nach
dem Bericht des Finanzministeriums an den Großherzog vom 18. Dezember 1832.

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