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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 167
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auslagte jedes Jahr 2.250 fl. Nun standen zwar die Maßgaben der Gemeindeordnung
von 1832 einer zwangsweisen Versetzung einzelner Personen in andere
Orte entgegen. Dessenungeachtet setzten die Behörden sowohl etliche Breis-
gauer Gemeinden wie auch die Kolonisten massiv unter Druck. Sie drohten
den Frauen, die sich vom Betteln und Spinnen ernährten, mit ihrer Unterbringung
als Dienstmädchen und Mägde in den Städten und bei Bauern, mit der
Wegnahme der Kinder und allen, die aus Tennenbach nicht wegziehen wollten
, mit dem Entzug der bisherigen Vergünstigungen. Eheschließungen ohne
ausreichenden Nahrungsstand waren verboten, Ledige durften keinen Haushalt
mehr gründen. Großherzog Leopold äußerte Anfang 1833 in einem Erlaß
den Wunsch, die Tennenbacher Kolonie am 1. Januar 1835 endgültig aufgelöst
zu sehen, und versprach, daß er für jede Familie, die im Tennenbacher
Bann ein Heimatrecht besaß, zum Behuf der Bürgerannahme in irgendeiner
Landgemeinde (Ill.er Klasse) das Einkaufsgeld (für Männer 300 fl, für Frauen
150 fl) und die Einbringungssumme bezahlen würde, wenn sie bis Ende 1834
abgezogen sei. Die Tennenbacher, die sich bis jetzt zäh mit Unterstützung des
P. Fries gegen eine Umsiedlung gewehrt hatten, sahen wohl die Aussichtslosigkeit
ihrer Lage ein.

Bis zum Ende des Jahres 1835 war die Kolonie tatsächlich geräumt, ein Teil ihrer
Insassen sogar nach Amerika ausgewandert.22 Die Schule und Försterei
waren geschlossen, der Gottesdienst eingestellt in Ermangelung von Besuchern
. Das erzbischöfliche Ordinariat in Freiburg gab seine Zustimmung zur
Aufhebung der Pfarrei nur unter dem Vorbehalt, daß in der Gegend, am besten
in Emmendingen, eine andere katholische Pfarrstelle dotiert werden
würde. Auch die Mühle und die Ziegelhütte wurden nicht mehr betrieben, so
daß die Baulichkeiten mit Ausnahme des Wirtshauses völlig verwaist waren.

Um zu verhindern, daß diese irgendwann wieder Zufluchtsort für armes und
fahrendes Volk werden würden, und um Unterhaltskosten zu sparen, setzte sich
die Domänenverwaltung in Emmendingen intensiv für die Demolierung derselben
ein. Da an ihnen seit den Befreiungskriegen keine nennenswerten Erhaltungsarbeiten
mehr durchgeführt worden waren, befanden sie sich im Zustand
einer starken Verwahrlosung. Insbesondere die Dächer wiesen schwere
Schäden auf. Nachdem das Münster und einige Teilgebäude der Abtei schon
1829/30 abgebrochen worden waren, war nun der Schritt zur endgültigen Zerstörung
schnell getan. Im Sommer 1835 kaufte der Unternehmer Helbling die
beiden noch intakten Konventsflügel für 1.500 fl auf Abbruch und verwendete
das Material für den Neubau einer Maschinengarnfabrik in Emmendingen."
Die Wirtschaftsgebäude, das Schulhaus und die Unterkünfte der Kolonisten
fielen im Frühjahr 1836 der Spitzhacke zum Opfer. Interessenten zahlten et-

22 Das folgende nach Aktenstücken GLA 237/18629 u. 391/38577.

23 Aktenstücke GLA 391/38583. Vgl. auch den Art. „Emmendingen" im Universal-Lexikon
Baden, Sp. 340 f.

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