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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 168
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was mehr als tausend Gulden für die Materialien, während die Klostermauer
für Straßenausbesserungen vorgesehen wurde.24

Daß die gotische Kirchhofskapelle überhaupt der Nachwelt als ein letzter Hinweis
auf die Existenz einer einst ansehnlichen Klosteranlage erhalten geblieben
ist, ist lediglich dem glücklichen Umstand zu verdanken, daß sie derjenige, der
sie ersteigerte, nicht bezahlen konnte. Sie diente nach ihrer Entweihung 1836
dem langjährigen landesherrlichen Gebäudeaufseher als Schlafstätte und
dann als Geräteschuppen, wogegen das erzbischöfliche Ordinariat protestierte
. Dieses wollte das Kirchlein würdig verwendet wissen. Die Domänenverwaltung
vertrat einen anderen Standpunkt: „Werden vormalige Kirchen- und
Klostergebäude jetzt zu Fabriken und Theater verwendet, so dürfte eine entbehrlich
gewordene Kapelle wohl auch zu vorberührtem Zweck benützt werden
". Und der (protestantische?) Direktor des Oberrheinkreises, Friedrich
Theodor Schaaff, meinte 1855 anläßlich einer Gebietsbereisung nicht ohne
stille Befriedigung: „Das Klostergebäude ist gänzlich verschwunden; wo dasselbe
mit der Kirche gestanden, dort wächst jetzt auf den nicht ohne großen
Aufwand hergestellten Domänenmatten üppiges Gras"."

Die Versetzung des Münsters26

Die Säkularisation Tennenbachs brachte eine weitere Merkwürdigkeit hervor:
Die Übertragung der Klosterkirche nach Freiburg und ihre Benützung durch
die evangelische Gemeinde. Ein ähnlicher Vorgang ist im ganzen deutschen
Südwesten nicht nachweisbar. Die Beweggründe für diese Translozierung sind
verschiedener Art und in geistesgeschichtlicher Hinsicht recht interessant.
Zum einen steht die „Rettung" des Tennenbacher Münsters in engem Zusammenhang
mit den Bestrebungen der seit 1807 stark vermehrten lutherischen
Kirchengemeinde in Freiburg, ein geräumiges Gotteshaus zu erhalten. Nach
der Auflösung des Augustiner-Chorherrenstifts St. Märgen im August 1806
war dessen Propsteigebäude mit der Hauskapelle in der Freiburger Pfaffengasse
disponibel geworden. Großherzog Karl Friedrich überließ im folgenden
Jahr die Gebetsstätte der eben gegründeten Gemeinde27, der jedoch die Räumlichkeiten
auf die Dauer nicht genügten. Der Wunsch der Landesherrschaft,
die sich einer finanziellen Hilfestellung bei einem Kirchenneubau nur schlecht
entziehen konnte, nach einer preisgünstigen Lösung, traf zusammen mit den
Bestrebungen verschiedener Männer, das Tennenbacher Münster vor dem Untergang
zu bewahren, wobei Ideen der Romantik und der Aufklärung in enge
Verbindung traten und eine tragende Rolle spielten.

24 Aktenstücke GLA 391/38577.

25 Schriftverkehr von 1840/41 GLA 106/99. Die Äußerungen Schaaffs ebenda.

26 Hiermit befassen sich insbesondere Schreiber und Majer-Kym in den vorgenannten Aufsätzen
.

27 Vgl. hierzu H. Schmid, Säkularisation der Klöster in Baden, S. 147.

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