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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 180
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zur Folge haben können, der weniger im Stande gewesen wäre, den Gefahren
des losgebrochenen Sturmes zu begegnen."37

Die letzten Aktivitäten Grieshabers als Politiker sind rasch aufgezählt: Am
6. Juni nahm er zum letztenmal an einer Gemeinderatssitzung in Haslach teil.
Die feierliche Eröffnungssitzung der „Constituierenden Versammlung" fand
am 10. Juni in Karlsruhe statt. Grieshaber wurde Mitglied der 5. Abteilung
(= Ausschuß), die den Gesetzentwurf über „Die Rückkehr der Wehrpflichtigen
Badens" zu beraten hatte38 und wirkte mit an dem „Gesetz über die Niedersetzung
einer provisorischen Regierung aus drei Männern, über die Befugnisse
der provisorischen Regierung und über die Erhebung eines Zwangsanlehens
".39 Am 2. Juli 1849 war Grieshaber auf der Flucht zum letztenmal in seiner
Vaterstadt und entnahm „auf Anweisung der s. g. provisorischen Regierung
" der Haslacher Amtskasse 246 Gulden für Auslagen im Dienste des Generalkommandos
sowie Reisekosten und Diäten für 9 Tage".40

Am 23. 2. 1850 verurteilte das großherzogliche Hofgericht in Bruchsal den
Rabenwirt Franz Michael Grieshaber wegen „Theilnahme an den in den Monaten
Mai und Juni stattgehabten hochverrätherischen Unternehmungen . . .
zu einer gemeinen Zuchthausstrafe von acht Jahren oder fünf Jahren und vier
Monaten Einzelhaft, zum Ersätze des der großh. Staatskasse durch die hochverrätherischen
Unternehmungen zugegangenen Schadens".41

In der Rekursbeschwerdeschrift machte Grieshaber durch seinen Anwalt geltend
: „Der Angeschuldigte gehörte zu den 33 Mitgliedern der konstituierenden
Versammlung, die für Aufrechterhaltung der Reichsverfassung und zu jenen
27, die gegen jede Fortführung des Krieges gestimmt haben. Hieraus er-
giebt sich, . . . daß er die Revolution wieder in die Grenzen der Legitimität auf
den Rechtsboden zurückführen wollte."42

Die Revision wurde jedoch zurückgewiesen, und nun blieb Grieshaber, der in
der Zwischenzeit in Delemont/Schweiz einen vorläufigen Wohnsitz aufgeschlagen
hatte, nur noch die Hoffnung, auf dem Gnadenwege die straflose
Rückkehr in seine Heimat zu erreichen. In fast rührender Weise wurde er hierin
von seinen Haslacher Mitbürgern unterstützt, die ihm die glänzendsten
Zeugnisse über seine politische Laufbahn ausstellen mußten. Selbst das Bezirksamt
Haslach — vertreten durch Dilgers Nachfolger Klein — setzte sich
für den zum Hochverräter abgestempelten Rabenwirt ein, ließ allerdings auch
Zweifel am politischen Sinnungswandel des Demokraten durchblicken, indem
es schrieb:

„Wenn wir auf die Versprechungen des Angeschuldigten und auf die zugesi-

37 ebd.

38 Protokolle der Verfassungsgebenden Versammlung. GLA 231/1128.

39 GLA 240/1666.

40 Großherzoglich Badisches Anzeigeblatt für den Mittelrheinkreis Nr. 74 vom 15. 9. 1849
S. 913. Im folgenden: Anzeigeblatt.

41 Anzeigeblatt Nr. 24 vom 23. 3. 1850 S. 388. — GLA 234/1735.

42 GLA 240/1666.

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