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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 182
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Zeit als freier Mann die Heimat wiedersehen zu können. Daher teilte er dem
Oberamt Pruntrut mit: ,,Diese fraglichen Nachrichten sind in den jüngsten
Mittheilungen nunmehr so bestätigt, daß ich über meine Rückkehr in mein
Vaterland bis dorthin keinen Zweifel mehr hege."48

Grieshaber hatte sich zu früh gefreut. Ein Zeugnis der Polizeidirektion Pruntrut
über „vorbildliches Verhalten"49 des ehemaligen Rabenwirts konnte die
Haltung des Justizministeriums in Karlsruhe ebensowenig ändern wie die wiederholten
Bittgesuche der Ehefrau, die nun klagte:

„Ich habe nun seit der Abwesenheit meines Ehemannes das Hauswesen allein
besorgen müßen, habe alle Mühe gehabt, um nur das Allernothwendigste für
mich und meine vier unmündigen Kinder aufzubringen, bin aber jezt nicht
mehr im Stand, die Haushaltung fernerhin allein fortzuführen, da die Gläubiger
meines Mannes die Kapitalien aufkündigen und auf Zahlung drängen, so
daß wenn mein Ehemann nicht in Bälde zu mir zurückkehren kann, der Ruin
unserer Familie unausbleiblich ist."50

Das Gesuch, welches die Rabenwirtin mit einem Appell an „die allbekannte
Güte unseres gnädigsten Landesvaters" nach Karlsruhe sandte, wurde dem
Regenten erst gar nicht vorgelegt, weil „über die darin gestellte Bitte um Begnadigung
kein Vortrag verlangt worden sei und man sich auch nicht veranlaßt
finde, solchen amtshalber in empfehlender Weise zu erstatten."51

Tatsächlich wurde wenige Monate später das Konkursverfahren über das Vermögen
der Rabenwirtin eröffnet, während mit der Übersiedelung Grieshabers
nach Angers der letzte Lebensabschnitt des Haslacher Rabenwirts begann.
Grieshaber trat im Juli 1851 in Angers in das Geschäft des Klavierfabrikanten
Bachmann als Arbeiteraufseher ein und rückte zwei Jahre später zum Geschäftsführer
auf.

Noch gab er die Hoffnung auf eine baldige Amnestierung nicht auf, die er
auch jetzt durch eine Anzahl von Zeugnissen, ausgestellt von hervorragenden
Persönlichkeiten der Loire-Stadt, zu erreichen suchte. Sie hoben insbesondere
hervor, „daß er sich keineswegs politisch betätigt hat und im Gegenteil es immer
vermieden hat, jene zu treffen, die für ihre umstürzlerischen Ideen bekannt
waren."52

Am 22. 9. 1857 wurde Grieshaber „die straflose Rückkehr . . . unter der Bedingung
gestattet, daß er seine Bitte um Begnadigung . . . vor dem Untersu-

48 Staatsarchiv des Kantons Bern, „ad acta der Justiz und Polizeidirektion". — Freundliche
Mitteilung von Herrn Ernst Hirschi, dem an dieser Stelle aufrichtig gedankt ^ji.
Ebenfalls besten Dank den Herren Dr. L. Neuhaus und F. Noirjean, Porrentruy.

49 ebd.

50 GLA 234/1735.

51 ebd.

52 ebd. — Zeugnisse wurden ausgestellt vom Bürgermeister der Stadt Angers, vom Präfekten
des Departement Maine et Loire, von Chesneau, Ritter der Ehrenlegion, sowie dem Geistlichen
C. Lamoureux.

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