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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 189
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1980/0191
was Hansjakob in einem Nebensatz mitteilt: daß er „dreißig Jahre später als
Bürgermeister von Rastatt mit mir in der Kammer saß".72 Es ist sehr zu bedauern
, daß Hansjakob von diesem Politiker nicht mehr über die Ereignisse
jener Tage in Erfahrung gebracht hat. Insbesondere hätte gerade er Auskünfte
über Grieshaber geben können, den er im Jahre 1862 in seinem Verfahren um
Wiedererlangung des badischen Staatsbürgerrechts vertrat.73

Stigler, der — wie wir oben sahen — in der Strafsache Facklers eine seltsame
Rolle spielte, war am Ende Juni 1849 aus Haslach geflohen. Bereits am 2. Juli
schrieb das Bezirksamt Haslach seine freigewordene Stelle eines Rechtspraktikanten
als „sogleich zu besetzen"74 aus. Über Stiglers Lebenslauf konnte folgendes
in Erfahrung gebracht werden:

Albert Stigler wurde am 4. 5. 1824 in Krozingen als Sohn des Posthalters und
Gastwirts Josef Fidel Stigler geboren. Er wurde wegen Beteiligung an der Revolution
im Kinzigtal zu 5 Jahren Zuchthaus verurteilt, doch wurde seine Strafe
bereits am 27. 5. 1850 auf 3 Jahre herabgesetzt. Zunächst flüchtete er nach
Frankreich und stellte sich am 2. 1. 1851. Neun Monate war er im Arbeitshaus
und bat am 8. 8. 1856 um Wiedererlangung des Staatsbürgerrechts. 1860 war
er in Offenburg Amtsrevisoratsassistent, ließ sich 1862 in Rastatt als Rechtsanwalt
nieder und wurde Bürgermeister dieser Stadt. Dreimal war er als nationalliberaler
Abgeordneter im Landtag: 1861 bis 1863 für das Amt Offenburg
, 1871 bis 1879 sowie 1889 bis 1890 für die Stadt Rastatt. Er starb am
3. März 1899 im Alter von fast 75 Jahren.75

Der Hornberger Diakonus Adolf Gerwig und die Revolution in Haslach

Eine der interessantesten Gestalten der mittelbadischen Revolutionsjahre ist
der evangelische Diakonus Gerwig (1812-1862)™ von Hornberg, ein Mann,
dem zur Zeit des Maiaufstandes vom Jahre 1849 der Vorwurf gemacht wurde,
daß ihm „die wirklichen Weltbegebenheiten wichtiger dünken, als Seelen für
die Ewigkeit vorzubereiten";77 so jedenfalls klagten der Kirchengemeinderat
und die Gemeindebürger von Obergimpern bei Bad Wimpfen, wohin Gerwig
seiner umstürzlerischen Tätigkeit wegen gegen den Widerstand breiter Bevöl-

72 Hansjakob, Aus meiner Jugendzeit s. 307. — In der Erstauflage von 1880 und noch in der
5. Auflage von 1901 (S. 221 bzw. 238) nennt Hansjakob den Namen nicht, sondern spricht
nur von einem „jungen Rechtspraktikanten".

73 Vgl. Anm. 55.

74 Anzeigeblatt Nr. 55 vom 11.7. 1849 S. 664.

75 Freundliche Mitteilung des GLA vom 5.10. 1979. — Dort vorhandene Akten wurden hier
nicht weiter bearbeitet. Eine Bitte um Auskunft beim Bürgermeisteramt Rastatt vom 14. 10.
1979 wurde nicht beantwortet.

76 Geboren am 25. 5. 1812 in Pforzheim. Pfarrer in Heddersbach, 1846 Diakonus und erster
Lehrer in Hornberg, f 13. 2. 1862 durch Selbstmord (erschossen). — Freundliche Mitteilung
des Evangelischen Oberkirchenrates (Landeskirchliches Archiv) Karlsruhe vom 21. 6. 1979.

77 GLA 76/2750.

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