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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 191
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Rechtfertigung und zugunsten der Witwe und der Waisen Blums drucken
ließ.85

Eine Untersuchung wegen des Vorwurfs, „daß Diaconus Gerwig die Schüler
der Höh. Bürgerschule nicht zum Kirchenbesuch anhalte" und es falle auf,
daß er „noch nie zum Abendmahl gegangen sei",86ging für den Beschuldigten
noch einmal gut aus. Tadel brachten ihm aber die häufigen Besuche eines gewissen
Johann Georg Schultheiß aus St. Georgen ein. Schultheiß, welcher bei
Gerwig Tag und Nacht ein- und ausging, sei wegen „Majestätsbeleidigung in
Untersuchung" gewesen und stehe gegenwärtig „wegen Versuchs der Verleitung
zur Desertion" in Untersuchung. „Jedenfalls ist die Thatsache des öfteren
Besuchs des J. G. Schultheiß geeignet, das Vertrauen und die Achtung von
Seiten der ordnungsliebenden Einwohner v. Hornberg zu ihm als Geistlichem,
hauptsächlich aber als Lehrer in hohem Grade zu schwächen"87

Im Frühjahr 1849 hören wir von weiteren politischen Aktivitäten des Diaconus
. In einem Polizeibericht wird gemeldet: „Diaconus Gerwig von hier hielt
im Bärenwirths und Hirschenwirths Hause öffentliche Reden, wobey hauptsächlich
beschlossen wurde, eine Petition um Rückzug der königlichen Württembergischen
Truppen aus dem Badischen Oberlande einzureichen."88 Die
Versammlung im Bärenwirtshaus war auch von Haslacher und Hausacher Republikanern
besucht, deren Namen uns leider nicht bekannt sind. Etwa 50
Personen waren es, die „mit rothen Federn auf der Kopfbedeckung bezeichnet
"89 waren.

Sechs Tage später ließ Gerwig durch eines seiner Kinder zwei Flugblätter ins
Kronenwirtshaus tragen, in welchen für die demokratischen Vereine und gegen
die vaterländischen Vereine polemisiert wurde. In der Zwischenzeit sprach
es sich in Hornberg herum, daß Gerwig, dem der Ortspfarrer Schmidt „fortwährend
das Wort redet"90, Hornberg verlassen muß. Eine Unterschriftenaktion
zugunsten des Verbleibens Gerwigs mobilisierte 400 Gemeindemitglieder,
doch erreichten diese mit ihrer Aktion das genaue Gegenteil: „Gerade diese
Demonstration dürfte ebenfalls beweisen, wie dringend nothwendig die baldige
Entfernung Gerwigs ist."91 Der Evangelische Oberkirchenrat ließ sich
durch die hohe Zahl von Unterschriften keineswegs beeindrucken: „Daß man
mit Gerwig und seiner Wirksamkeit zufrieden sei, kann keine Beachtung ver-

85 Gedächtnisrede auf Robert Blums Tod. Gehalten in Hornberg, den 19. November 1848 von
Diakonus A. Gerwig. Baden 1848. — Der Erlös war der Witwe und den Waisen Robert
Blums zugedacht.

86 Vortrag S. 7.

87 Vortrag S. 22.

88 WieAnm. 31.

89 ebd.

90 Evangelischer Oberkirchenrat am 11. 4. 1849. GLA 76/2750. Dekan Schmidt wurde mit anderen
Hornberger Revolutionären gefangen nach Freiburg geführt und war später Pfarrer in
Grünwettersbach, wo er 1864 starb. Hitzfeld, a. a. O., S. 204.

91 Evangelischer Oberkirchenrat am 11.4. 1849.

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