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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 192
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dienen, wenn man erwägt, wie leicht und auf welche Weise solche Unterschriften
erlangt werden, daß unter den Unterzeichnern viele Frauen gewesen und
nach glaubhafter Versicherung auch Confirmanden und Katholiken sich befinden
."92

Die Versetzung Gerwigs, welche am 3. 4. 1849 (in der Karwoche) verfügt wurde
, veranlaßte diesen aber nicht im geringsten zum Verlassen seines Postens.
Sie mobilisierte dagegen zwei Tage nach Pfingsten die Evangelischen von
Obergimpern zu einer Petition an den Evangelischen Oberkirchenrat, worin
sie sich über Gerwig beklagten, namentlich, daß er „nun zum Civilcommissär
ernannt ist und dieses Amt wahrscheinlich auch eingenommen haben wird,
weil er sein Versprechen, daß er auf Pfingsten ganz gewiß hierher komme und
die Pfarrey antrete, wieder nicht gehalten, ja nicht einmal die Ursache geschrieben
, warum er nicht gekommen."93 Weiter schreiben sie nicht unrichtig,
sie wüßten aus zuverlässiger Quelle, Gerwig wolle gar nicht zu ihnen, weshalb
sie baten, „unsere vakante evangelische Pfarrey an einen bekenntnißtreuen,
entschiedenen, evangelisch gläubigen Geistlichen gütigst übertragen zu wollen
".94

Gerwig wurde am 3. Juni 1849 zur Konstituierenden Versammlung gewählt.
In den letzten Tagen der Revolution spielte er beim Ausrücken des 1. Aufgebots
zu einer Strafexpedition nach St. Georgen eine entscheidende Rolle, indem
er es war, der die Haslacher Volkswehr zur Verstärkung anforderte. Weil
die Haslacher dabei nichts mehr zu tun bekamen und sich somit an der Nase
herum geführt fühlten, sollen sie auf dem Heimweg den „Diaconus Zivilkommissär
" durchgeprügelt haben.9-s Das letzte Schriftstück seiner Personalakten
vom 6. Juli 1849 berichtet, er habe „in Freiburg einem revolutionären Standgericht
präsidiert".96 Entsprechend hoch fiel seine Strafe aus, die in Abwesenheit
über ihn verhängt wurde: 10 Jahre Zuchthaus.

Tragisch endete das Leben dieses Geistlichen. Er wanderte aus und wurde in
Cincinnati Pfarrer beim 37. Ohio-Regiment. Am 13. Februar 1862 bereitete er
seinem abenteuerlichen Leben mit einer Kugel selbst ein Ende.

Noch ein Familienschicksal: Bernhard Ludwig Blum (1786—1871)

Hansjakobs lebendige Schilderung der Revolutionsereignisse seines Heimatstädtchens
ist nicht die einzige und auch nicht die erste Mitteilung darüber in
seinen Werken. Fast zehn Jahre zuvor setzte er in seinen Tagebuchblättern
„Auf der Festung — Erinnerungen eines badischen Staatsgefangenen"97, wel-

92 ebd.

93 Bitte der evangelischen Gemeinde Obergimpern vom 29. 5. 1849. GLA 76/2750.

94 ebd.

95 Heinrich Hansjakob, Aus meiner Jugendzeit, S. 306 f.

96 GLA 76/2750.

97 Heinrich Hansjakob, Auf der Festung. Erinnerungen eines badischen Staatsgefangenen.
Würzburg 1870. 677. Auflage, Stuttgart 1925.

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