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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 194
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1980/0196
che er im Mai 1870 in Rastatt schrieb, dem populären Erzieher Bernhard Ludwig
Blum (1786—1871) ein literarisches Denkmal: „Dieser war mein Lehrer in
der heimathlichen Volksschule gewesen, ein Schulmeister vom alten Schrot
.suaviter in mode', aber ,fortiter in re'. Anno 48 schickte ihm einmal ein liberaler
Kaufmann Cocarden zum Austheilen an uns Buben in der Schule; später
ward der Lehrer denunziert und seiner guten Stelle entsetzt. Jahrelang schlug
er sich auf einem elenden Schuldienstlein im Odenwald herum, bis man ihn
seines hohen Alters wegen armselig pensionierte, ohne ihm je seine Revolution
und Cocardenaustheilung verziehen zu haben. Es ist eben die alte Geschichte
von den Großen, die man laufen läßt und den Kleinen, die man hängt."98

Der damals 63jährige Lehrer Ludwig Blum war nicht das einzige Opfer der
Revolution aus seiner Familie. Bereits im November 1848 wurden nach der
Robert-Blum-Gedächtnisfeier einige der Veranstalter in Untersuchung genommen
. Franz Josef Gotterbarm, der Metzger ,,Giger" und Rudolf Blum,
ein Sohn des Lehrers, wurden verhaftet, weil sie im Wirtshaus hochverräterische
Reden gehalten haben sollen." Ein anderer Sohn, der bekannte Kunstmaler
Ludwig (Louis) Blum (1822—1854)100, verlor durch die Revolution seinen
Lebensunterhalt. „Die Revolution macht ihn brotlos, er sitzt in Hasle beim
Vater und freut sich, ein kränklicher Mann, der Freiheitsbewegung im
Städtle."'"'

Nach den harten Schicksalsschlägen, die den verdienten Schulmann durch den
frühen Tod seiner ersten Frau Maria Anna Klausmann im Jahre 1833 und die
Maßregelung nach der Niederwerfung des Volksaufstandes trafen, sind auch
seine alten Tage vom Unglück gezeichnet: Drei seiner talentierten Söhne starben
in jungen Jahren. Dann erkrankte im Jahre 1862 seine zweite Frau Maria
Franziska Kling, die in die Heil- und Pflegeanstalt Illenau bei Achern eingeliefert
werden mußte.102 Etwas Sonnenschein fiel in den Lebensabend des Lehrers
durch die liebevolle Fürsorge, die ihm sein Sohn Gustav zuteil werden
ließ. Am 26. 2. 1871 schloß Bernhard Ludwig Blum in Bühl seine Augen für
immer.

98 a.a.O., 1. Auflage S. 24 f — 6./7. Auflage S. 92 ff. — Über die politische Betätigung der
Lehrer im Amt Haslach melden die Untersuchungsbögen Maßnahmen gegen Hauptlehrer
Pfrängle in Weiler (Fischerbach), Gnirs in Bollenbach und Unterlehrer Herrmann in Mühlenbach
, die alle drei entlassen wurden: GLA 235/29562. — Uber das Schulwesen in Bollenbach
: GLA 389/Zug. 1937/Nr. 33/602.

99 Hansjakob, Aus meiner Jugendzeit, S. 303. — Ein Selbstbildnis Robert Blums befindet sich
im Haslacher Museum.

100 Über Ludwig (Louis) Blum: Vom Schildermaler zum Professor. Schwarzwaldmaler im 19.
Jahrhundert. Katalog der Sonderausstellung im Augustinermuseum Freiburg i. B. 1957
S. 11 f und Abb. 11 (Die Abbildung stellt aber nicht den Großvater, der übrigens Nikolaus
Blum hieß, dar, sondern den Vater Bernhard Ludwig Blum, von dem in diesem Kapitel die
Rede ist.)

101 Hansjakob, Der Vetter Kasper. In: Bauernblut, 14. Auflage, Haslach 1974, S. 298.

102 Stadtarchiv Haslach. Medizinalwesen VIII 5/1

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