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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 199
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1980/0201
Hansjakob und die Revolution von 1848/49

Es scheint, daß Hansjakob einen nicht unerheblichen Teil seiner Erinnerungen
an die Revolution durch Berichte seines Freundes Wunibald ergänzte. Wunibald
, den Schmied, läßt er immer wieder in seinen Werken auftreten.129 Hansjakob
selbst war bei Ausbruch der Revolution ein elfjähriger Knabe. Das
„Soldätlesspielen"130 mag ihm viel wichtiger gewesen sein als die großen Tagesereignisse
, die sich ihm kaum mit jener Genauigkeit eingeprägt haben, mit
der er sie dreißig Jahre später schilderte.

Bei der Abfassung seiner Jugenderinnerungen an die Revolution mußte sich
Hansjakob gewisse Beschränkungen auferlegen, um nicht mit der Regierung
in Karlsruhe in Konflikt zu geraten. Die Maßregelung als Vorstand der höheren
Bürgerschule in Waldshut131, die vierwöchige Festungshaft in Rastatt und
eine sechswöchige Gefängnisstrafe im Jahre 1873132 waren ihm in dieser Hinsicht
Lehrgeld genug. So ließ er in den ersten Auflagen seiner demokratischen
Gesinnung nicht jenen freien Lauf, wie er es in den späteren Ausgaben tun
konnte und hielt sich im positiven Urteil über Persönlichkeiten wie Hecker,
Struve und Sigel sehr zurück. Eine Gegenüberstellung weniger Zitate mag als
Beleg dafür genügen.

Hecker, „der unbesonnene Romantiker" der Erstausgabe steigt nun auf zum
„ehrlichen, überzeugungstreuen Republikaner und brillanten Volksredner"
— allerdings „kein Menschenkenner und dabei ein Idealist und Wolkensegler
allerersten Ranges."133 Der Darstellung des Heckerzuges gibt Hansjakob in
späteren Auflagen breiten Raum und erwähnt nun auch die Legion Herweghs
mit lobenden Worten.134 Das Urteil des Vaters über die „Lächerlichkeit" der
„Heckerei" läßt er später weg und ersetzt es durch den oben zitierten Ausspruch
über das Einsperren der Fürsten in einer Scheuer.135

Von Struve sagt Hansjakob zuerst, er habe als „Wegelagerer" geendet. Dann
wird er für ihn „ein Fanatiker für Republik, aber ein sehr vielseitig gebildeter
Mann."!3«

Sigel ist für den späten Hansjakob der „berühmt gewordene, ehemalige Leutnant
"137, „ein ernster Charakter, ein ehrlicher Demokrat und ein tüchtiger

129 ders., Sommerfahrten, Volksausgabe, Stuttgart, o. J., s. 221. — ders., Feierabend, Tagebuchblätter
, Stuttgart 1918, S. 49, 263. — ders., Der Vetter Kaspar, S. 286. — ders., Der
Sepple und der Jörgle. In: Bauernblut, 14. Auflage Haslach 1974, S. 127.

130 ders., Aus meiner Jugendzeit, S. 290.

131 ders., Wie ich an den See kam. In: Schneeballen, 3. Reihe, 9. Auflage, Freiburg 1968.

132 Vgl. Anm. 97. — Hansjakob, Im Gefängnisse, Neue Erinnerungen eines badischen Staatsgefangenen
. 4. und 5. Auflage, Stuttgart 1925. Im Vorwort schreibt er: ,,. . . anderes, was
ich in der ersten Auflage nicht sagen durfte, habe ich aus der Erinnerung hinzugesetzt." —
Ähnliches gilt für seine Erinnerungen an die Revolution.

133 l. Auflage S. 216, 14. Auflage S. 298.

134 14. Auflage S. 299.

135 1. Auflage S. 216, 14. Auflage S. 308. — Vgl. Anm. 57.

136 1. Auflage S. 217, 14. Auflage S. 302.

137 14. Auflage S. 299.

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