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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 203
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100.000 Mark mit der Bedingung vor, daß mit dem Kirchenbau bald begonnen
werde. Der Stiftungsrat beschloß sofort, einen kostensparenden Erweiterungsbau
zum frühklassizistischen Langhaus des fürstenbergischen Baumeisters
Franz Josef Salzmann aus dem Jahre 1781151 zu erstellen. Ein erster Kostenvoranschlag
lautete über 110.000 Mark und sah vor, den neuen Kirchturm
vorerst nur bis zur Höhe des Kirchendaches auszuführen. Aus dem örtlichen
Baufond sollten 50.000 Mark bereitgestellt werden; es blieb somit noch ein
Spielraum von einigen zehntausend Mark.

War schon die angebotene Stiftung von 100.000 Mark — zu verzinsen mit
3 1/2 % auf Ableben der drei Grieshaber-Schwestern — ein ungewöhnliches
Ereignis, so traten jetzt Schwierigkeiten auf, die als noch ungewöhnlicher zu
bezeichnen sind: „Noch kein Projekt, und wenn wir ein halbes Jahrhundert
zurückgehen, hat eine solche Scheidung der Einwohnerschaft Haslachs in zwei
feindliche Lager zu schaffen vermocht, als die Inangriffnahme des Kirchenbaus
," schrieb Wilhelm Engelberg in seiner „Schwarzwälder
Volksstimme".152 Obwohl sich fast alle Haslacher darin einig waren, daß die
Pfarrkirche St. Arbogast viel zu klein war — eine Zählung ergab 1.079 Besucher
bei einer Zahl von 360 Sitzplätzen — mußten sie „merkwürdigerweise
erst zur Annahme der Schenkung unter milden Bedingungen bekehrt
werden."153 Höhepunkte des Kirchenstreits, bei dem die Gegner des Bauprojekts
„eine Beeinträchtigung städtischer Bauprojekte befürchteten"15'» waren
die Ereignisse vom Februar 1904:

7. Februar Besprechung der Gegner des Kirchenbaus in der Wirtschaft
von Emil Baier mit Vortrag von Fabrikant Heinrich Haiß.

10. Februar Vortrag von Stadtpfarrer Albrecht vor versammeltem Gemeinderat
, Bürgerausschuß und einer Anzahl sonstiger Bürger.

20. Februar 129 Bürger — die Hauptsteuerzahler — bitten die Grieshaber-

Schwestern, von ihrer Bedingung, der Kirchenbau sei „sofort
in Angriff zu nehmen", Abstand zu nehmen.

21. Februar Volksversammlung mit freier Diskussion in dem Fackler-

schen Saale beim Bahnhof.
Wilhelm Engelberg, der zu den Gegnern des Kirchenbaus gehörte, druckte
1 1/2 Jahre später die „Beiträge zur Geschichte des Kirchenumbaues in Haslach
" in seiner „Schwarzwälder Volksstimme"155 ab, in denen er die wichtigsten
der gehaltenen Reden dokumentierte. Hier nun die Hauptargumente der
Kirchenbaugegner:

Fabrikant Heinrich Haiß bezeichnete sich selbst als den „Attentäter, der die
Opposition eingeleitet hat".156 Er befürchtete, daß die Schenkung der Damen

151 Hermann Brommer, Kleiner Kunstführer S. 6.

152 Engelberg, Beiträge, Nr. 93.

153 Hansjakob, Allerseelentage, Stuttgart, 1902, S. 123.

154 Brommer, a. a. O., S. 6. — Es handelte sich um den Umbau des E-Werks, den Bau der Kanalisation
, einer neuen Wasserleitung und des Schlachthauses.

155 Vgl. Anm. 150.

156 Engelberg, Beiträge Nr. 101.

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