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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 224
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Reichskanzler Müller (SPD) von 1928—1930 stützen konnte, hatte auf Reichsebene
58,1 % hinter sich, in Offenburg unterstützten 77,6 °7o der Wähler die
Reichsregierung (zum Vergleich: .Weimarer Koalition' bei der Reichstagswahl
1920 in Offenburg: 74,9 %).

Der politische Radikalismus von links und rechts war ohne Chance. Verbindet
man ein Votum für die KPD, NSDAP und DNVP mit einem ,Nein' zur Weimarer
Demokratie, so blieben die KPD (6,5 %), DNVP (8,6 °7o) und NSDAP
(1,6 %) zur Bedeutungslosigkeit verurteilt. Auf Reichsebene hingegen waren
die Republikfeinde mit 27,4 % bereits zu einem ernstzunehmenden politischen
Faktor herangewachsen.

III. Der Beginn der Radikalisierung

/. Die Anfänge der NSDAP

Die Nationalsozialisten traten spät in Erscheinung. Eine offizielle Gründungsversammlung
gab es nicht.12 Die wenigen Parteimitglieder — vor der .Machtübernahme
' steigerte die Ortsgruppe ihre Mitgliederzahl von knapp einem
Bäckerdutzend 1930 bis auf 50 — 60 im Januar 1933 — trafen sich einmal in
der Woche im Nebenzimmer des .Badischen Hof, „halb im Untergrund und
von missionarischem Eifer (erfüllt)".13 Die NSDAP führte ein Kummerdasein
. Sie hätte sich in der Zentrumshochburg sicher noch schwerer getan,
wenn ihr nicht Hilfe aus dem Hanauerland zugegangen wäre.

Das Hanauerland gehörte zum Amtsbezirk Kehl. Im Gegensatz zu Baden, das
sich prozentual aus 58,4 % Katholiken und 38,7 % Protestanten zusammensetzte
, wies der Amtsbezirk Kehl mit 86,7 % Protestanten den höchsten badischen
Wert auf.14 Hier im Hanauerland, dem „vorbildlichen Kulturgebiet der
faschistischen Hitlerbewegung"15 fand die NSDAP bei ihrer Arbeit eine entscheidende
Stütze. Altenheim, das zum Amtsbezirk Offenburg gehörte, spielte
dabei eine wichtige Rolle.16

Wesentliche Impulse erhielt die junge Partei durch den Beitritt ihres späteren
Kreisleiters, Dr. Wolfram Rombach. Rombach, Jahrgang 1897, war Jurist,

12 vgl. Rombach, S. 61 „Es haben sich vielmehr einige wenige alte Freikämpfer und sonst national
eingestellte junge Männer zusammengefunden."

Interview Herr N., 28. 4. 77: „Wir versuchten uns auf Vereinsbasis näher zu kommen und
zusammenzuschließen. Die Schwimmschule und der Kleinkaliberverein waren Oasen der
NSDAP."

13 vgl. Rombach, S. 64

14 Zur Bedeutung der konfessionellen Struktur und NSDAP-Wähler: A. Milatz, Wähler und
Wahlen in der Weimarer Republik, Berlin 1965, S. 78 f.

Der hohe Protestantenanteil ist damit zu erklären, daß Kehl eine ehemalige hessische Exklave
ist.

15 DAO, 11. 5. 29

16 Interview Moßbrugger, 8. 3. 77: „Das erste Fundament, das Hitler legte, war Altenheim.
Da war alles braun . . . Als ich 1939 eingezogen wurde, traf ich Altenheimer, fast alle mit
dem Goldenen Parteiabzeichen ..."

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