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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 225
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wirtschaftlich unabhängig, national eingestellt durch die Erziehung im Elternhaus
und als Kriegsfreiwilliger geprägt durch das Erleben der Frontkameradschaft
, mit antisemitischer, antikommunistischer und antiparlamentarischer
Haltung.17

2. Taktik und Vorgehen der NSDAP im Wahlkampf 1930

Zu den Versammlungen, die vorwiegend Abgeordnete des Badischen Landtages
bestritten, kamen nur wenige Besucher. „Man nahm uns noch nicht
ernst. . ."'8 Daraufhin änderte die Partei ihre Taktik. Sie ging schon 1929 dazu
über, Versammlungen der Parteikonkurrenz zu besuchen, um die Gelegenheit
der freien Aussprache zu nutzen. Die Besucherzahlen bei eigenen Veranstaltungen
stiegen. Mit einer ständigen Berieselung über die Themen .Brechung
der Zinsknechtschaft', .Bekämpfung der jüdischen Vorherrschaft',
.Außenpolitik der NSDAP' konnte das kleine Häuflein der Parteiaktivisten
bei der Landtagswahl erste Erfolge verbuchen.19

Die Ablehnung war allenthalben groß. Das OT wollte nicht näher über Versammlungen
berichten, in denen „mit Phantomen und Schlagworten gearbeitet
wird, ... da wir auf dem Boden der politischen und wirtschaftlichen Tatsachen
stehen."20 Ähnlich war die Einstellung der OZ, da nach deren Meinung
das Programm der NSDAP Kampf gegen alle und alles sei und vernünftige Alternativen
vermissen lasse.21

Warnende, wie Adolf Geck, versuchten die Bevölkerung über diejenigen aufzuklären
, die „mit Antisemitismus die Armen im Geiste"22 zu Wahlzwecken
einfingen.

Aber der NSDAP bot sich guter Nährboden. Die unheilverkündenden Auswirkungen
des Börsenkrachs in der Wallstreet im Oktober 1929 und der
Volksentscheid über das sogenannte .Freiheitsgesetz'23 im Dezember 1929
schürten die politische Unruhe; die Nationalsozialisten agitierten geschickt

17 vgl. Rombach, S. 57, 59: ,,. . . Vorbehalte bezüglich des ständig zunehmenden jüdischen
Einflusses . . . Zurückweisung aller sozialistisch-kommunistischer Planungs- und Nivellie-
rungstendenzen, unter Abstandnahme von demokratisch-parlamentarischem Firlefanz, der
nur allzuleicht Blender, Schwätzer und Halbstarke an die Führung bringt . . ."

18 vgl. Rombach, S. 65

19 OT, 28. 10. 29 In Offenburg erreichte die NSDAP 8,4 %, in Altenheim katapultierte sie sich
von drei Stimmen (0,3 %) auf 712 (68,3 %) hoch!

20 OT, 10. 4. 29

21 OZ, 3. 1. 30, 5. 9. 30

22 DAO, 11. 5. 29

23 Die Verantwortlichen des Young-Planes sollten mit Zuchthausstrafen belangt werden. Die
Abstimmung war auch in Offenburg eine deutliche Niederlage für die rechten Agitatoren.
Die NSDAP-Ortsgruppe legte zum ersten Mal ihren diffamierenden politischen Stil an den
Tag. Im OT vom 11.10.29 war über eine ihrer Veranstaltungen zu lesen, den Alliierten würde
durch diesen Plan das Recht verliehen, „deutsche Jünglinge und Mädchen nach den Kolonien
zu exportieren, wo sie zugunsten der deutschen Handelsbilanz Dienste leisten müßten."

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