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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 227
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die befürchteten Tätlichkeiten, die bewaffnete Hundertschaft bekam keine
Arbeit. "3"

Arg in Bedrängnis gerieten auch die Liberalen, die gegen einen schwindenden
Einfluß anzukämpfen hatten. Die DDP beriet auf einer Mitgliederversammlung
über die am 29. 7. 1930 neu formierte .Deutsche Staatspartei' (DStP).
Vier Wochen vor der Wahl war für die Offenburger DDP die Entscheidung
gefallen. Sie stellte sich hinter die DStP, nahm deren Namen aber erst am
19. 10. 1930 an.31 In Baden und Württemberg verbanden sich die Liberalen zu
einem Listenbündnis. Auf zwei gemeinsamen Versammlungen wurde die
.Sammlung der Mitte' vorgestellt, die eine rasche Lösung der jetzigen Probleme
versprach.32 Die NSDAP warb auch bei den Liberalen für ihr Programm,
wobei sich für deren Kreisleiter eine kuriose Situation entwickelte. Zwar war
Rombach stolz darauf, daß einige Parteigenossen sich „als recht kesse Zwischenrufspezialisten
" entwickelt hatten, aber es war ihm unangenehm, wenn
dieses Verfahren auf den von seinem Vater geleiteten Versammlungen der
DDP/DStP praktiziert wurde: „Ich saß dann auf dem ,Juchhee' des Dreikönigssaales
abgedunkelt und allein und verfolgte den Gang des manchmal
schon recht turbulenten Geschehens mit gemischten Gefühlen, ja mit etwas
Gewissensbissen. "33

Der massive Propagandafeldzug riß Offenburg jäh aus seiner politischen
Lethargie heraus. Die Wähler wurden in nahezu unversöhnliche Parteigruppierungen
auseinanderdividiert. Das Parteienspektrum erweiterte sich um die
vom ehemaligen Zentrumsmann, Bäckermeister Busam, gegründete Wirtschaftspartei
(die übrigens schon bei der Landtagswahl 1929 kandidierte). Die
DNVP hingegen legte jetzt schon ihren späteren Kurs klar. So verglich auf einer
deutschnationalen Veranstaltung ein gewisser Herr Richter die NSDAP
mit jungem, brausendem Wein, der „nach seiner Vergärung doch noch etwas
werden könne."34

Von der zunehmenden Politisierung und Polemik wurde verstärkt auch die
Offenburger Presse erfaßt. Über die Tendenzen der drei Zeitungen OZ, OT
und DAO war nie zu streiten. Die OZ stand grundsätzlich auf der Seite des
Zentrums. Sie war das führende Zentrumsblatt Mittelbadens, hatte von den
Offenburger Zeitungen den größten Abonnentenkreis und war wirtschaftlich

30 DAO, 9. 8. 30 Kreisleiter Rombach empörte sich über den Ausfall der Diskussion, obwohl
dieser von seinen Parteigenossen provoziert wurde. Störungen der eigenen Veranstaltungen
fürchtete die NSDAP nicht: „Saalschutz ist vorhanden. Wir brauchen keine Schupo!"
(Nachlaß Geck, GLA 69/N 1719)

31 OT, 24. 10. 30

32 OT, 28. 8. 30, 13. 9. 30

33 vgl. Rombach, S. 65/66. Sicher erhält man mit dieser Schilderung auch einen Hinweis
darauf, daß der oft hitzig geführte Parteienstreit durchaus quer durch die Familien gehen
konnte.

34 OT, 22. 10. 29

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