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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 228
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so stabil, daß sie auf Anzeigen anderer Parteien nicht angewiesen war. Adolf
Geck machte in seiner Wochenzeitung DAO aus seiner Parteipräferenz nie einen
Hehl. Er wußte mit politisch Andersdenkenden hart ins Gericht zu gehen,
wobei seine spitze Feder vor allem gegen NSDAP und KPD gerichtet war.

Bis zur Reichstagswahl 1930 blieb das OT seiner liberalen Tradition treu. Es
unterstützte massiv die Einheitsliste der beiden liberalen Parteien und stellte in
einer dreiteiligen Fortsetzung die neu formierte Staatspartei und deren Ziele
vor." Die anderen Parteien kamen bei der Berichterstattung dennoch nicht zu
kurz, nur die NSDAP fühlte sich benachteiligt.36

3. Die Wahl und ihre Folgen

Der 14. 9. 1930 brachte eine um 18 % höhere Wahlbeteiligung im Vergleich
zur letzten Reichstagswahl (1928: 65,7 %, 1930: 83,7 %), hervorgerufen durch
die maßlose Agitation und die immer mehr um sich greifende wirtschaftliche
Unsicherheit.

Die Nationalsozialisten krönten ihren Wahlkampf mit einem Bombenerfolg.
Sie gewannen 2000 Stimmen hinzu und wurden zweitstärkste Partei.37 Auch
die nach rechts tendierende Wirtschaftspartei gehörte zu den Gewinnern, während
sich bei der DNVP Zerfallserscheinungen konkretisierten. Absolut wurde
sie fast halbiert. Von den linken Parteien zog nur die KPD Vorteile aus der
Krisensituation. Mehr als doppelt so viele Wähler (im Vergleich zu 1928) setzten
jetzt ihre Erwartungen auf die Partei Thälmanns.

Der politische Katholizismus bestand seine Feuerprobe und blieb der stabilste
Faktor in dem abrupt einsetzenden politischen Umstrukturierungsprozeß. Absolut
gewann die Partei sogar hinzu. Gut gehalten hat sich auch die Sozialdemokratie
, die mit geringen Verlusten dennoch von den Nationalsozialisten auf
den dritten Rang verwiesen wurde; zudem lag sie nur noch knapp vor den
Kommunisten.

Die eindeutigen Verlierer waren die Liberalen. Selbst die Einheitsliste konnte
die Talfahrt nicht stoppen. Absolut verlor sie im Vergleich mit den anderen
Parteien die meisten Stimmen.

Über Wählerwanderungen lassen sich nur Vermutungen anstellen. Für den
Machtzuwachs der Radikalen, die jetzt mehr als ein Drittel der Wähler hinter
sich hatten (34,3 %), wußte man keine plausible Erklärung.38

35 OT, 8., 10., 11. 9. 30

36 Rombach beschwerte sich am 4. 9. 30 in einem Leserbrief an das OT: „Die der NSDAP
nahestehenden Leser würden es bedauern, daß sich das OT so für die Staatspartei stark
macht."

37 Die Wahlergebnisse von 1928-1933 sind in absoluten Zahlen, Prozentangaben und einem
Diagramm auf S. 246/247 zusammengefaßt.

38 Lapidar meinte das OT am 15. 9. 1930: „Es entspricht der Zeit, daß die beiden radikalen
Parteien sehr stark zugenommen haben . . . Der Radikalismus hat über die Vernunft
gesiegt."

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