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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 230
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sehen ein, die auch aus dem nahen Schwarzwald, der Konstanzer und Karlsruher
Gegend angereist waren. Es gab Freikarten und bevorzugte Plätze für
Kriegsbeschädigte, Kriegshinterbliebene, Kleinrentner und Arbeitslose. Geduldig
nahm die Menge die dreistündige Verspätung des .Führers' in Kauf, gebannt
folgte sie den eineinhalbstündigen Ausführungen.43
Zum Eklat kam es, weil nicht alle Zuhörer Hitler sehen konnten. Die Volksseele
kochte, man wollte das Eintrittsgeld zurück. So traf es zu, daß die Hitler-
Partei „bei Freund und Feind enttäuschte . . . wobei der Reichsmarken Zehntausende
eingingen."44

Die Bürgerausschußwahl zeigte, daß die radikalen Kräfte auf kommunaler
Basis Fuß gefaßt hatten. Wegen der erheblich geringeren Wahlbeteiligung ist
ein direkter Vergleich mit der Reichtagswahl nicht angebracht, unter Hinzuziehung
des Wahlergebnisses der Kommunalwahl von 1926 lassen sich folgende
Beobachtungen machen:

— Stabil erwiesen sich von den demokratischen Parteien nur das Zentrum
(leichte Gewinne) und die Sozialdemokratie (geringe Verluste).

— Die Liberalen waren erneut die großen Verlierer.

— Die KPD verfügte bereits über einen Stamm von über 1.000 Wählern. Sie
hielt trotz der um über 20 °7o geringeren Wahlbeteiligung (im Vergleich
zum September) ihren Stimmanteil absolut und prozentual und überrundete
die SPD um über 200 Stimmen. Die Kommunisten zogen als drittstärkste
Partei ins Rathaus ein.

— Die NSDAP wurde auch im Rathaus, praktisch aus dem Stand, zweitstärkste
Partei. Der Trend, im September angedeutet, hatte sich auf kommunaler
Ebene stabilisiert.

Das Jahr 1930 brachte eine Stärkung des linken und rechten Flügels. NSDAP
und KPD konnten ihre Agitation an der Basis, an örtlichen Problemen, ansetzen
.

IV. Die Verschärfung der Krise

/. Die wirtschaftliche Lage

Der folgende Winter brachte außer dem saisonalen Tiefstand an Stellenangeboten
und dem witterungsbedingten Ansteigen der Arbeitslosigkeit erste Massenentlassungen
in der Textilindustrie. Etwa 10 °Io der Bevölkerung wurden in

43 Die nationalistischen Töne, die Hitler anschlug (vgl. Rombach, S. 75, Thies, S. 307 f.) fanden
in Offenburg Anklang. Das Nationalgefühl litt besonders unter der französischen Besetzung
der Stadt im Jahre 1923.

Interview Herr N., 28. 4. 77: „Das war es, womit die NSDAP in Offenburg Erfolg hatte,
mit anderem weniger ..."

44 DAO, 15. 11. 30

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