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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 234
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tete eine Verleumdungskampagne gegen die städtische Fürsorge.53 Oberbürgermeister
Holler erstattete daraufhin Anzeige und plädierte für die Amtsenthebung
der beiden verantwortlichen KPD-Stadträte, Richard Bätz und Wilhelmine
Döserich. Gegen die ergangene Dienstentlassung legte die KPD Revision
ein. Bätz durfte schließlich nicht mehr dem Stadtrat angehören, Döserich
kam mit einem Verweis davon. Für Bätz rückte der Weber Otto Schneider
nach.

Eine nicht mindere ,Katastrophenpolitik' betrieb die NSDAP. Sie war dazu
übergegangen, einen permanenten Wahlkampf zu führen — allein 1931 brachte
sie es auf 12 Veranstaltungen.54 Riesig nahm sich der Propagandaaufwand
im OT aus, vor allem Kreisleiter Rombach versuchte das Programm seiner
Partei ins rechte Licht zu rücken.55

Anfang 1931 wagte man den Schritt zum parteieigenen Blatt. Für den Kreis
Offenburg erschien das Wochenblatt ,Ortenauer Volkswarte' (OV). Wer für
dessen Inhalt verantwortlich war, der vor dummen Hetzartikeln und üblen Beleidigungen
nur so strotzte, konnten auch die Prozesse nicht klären, in die das
Nazi-Blatt bald verstrickt wurde.

Da behauptete die OV, die Offenburger Milchzentrale ließe „täglich 60 Liter
Laugenbrühe in die Vollmilch"56 einlaufen, eine weitere „Panne", wie solche
haltlosen Anschuldigungen in Parteikreisen genannt wurden, passierte, als
man dem badischen Kultusminister Nepotismus vorwarf. Jeweils kamen Dr.
Rombach und Schriftleiter Müllermeister Rombach mit Geldstrafen
davon.57 Die OV trug aufgrund dieser Vorkommnisse im Volksmund bald
treffende Namen wie ,Backschwarte', ,Volksschwarte' oder ,Ortenauer
Dreckschleuder'.

Ihr .Meisterstück' lieferte die OV in Nr. 42 (Ausgabe vom 17. 10. 31). Unter
der Überschrift ,Der Paragraphenjongleur' richtete sie heftige Angriffe gegen
die Reichsregierung: „Auch Brüning hat einen Eid geschworen. — Eide sind
jedoch billig und das deutsche Volk hat in den 12 Jahren schon manchen
Schweinehund kennengelernt, der kaltblütig einen Meineid schwur und trotz

53 Dazu Akte der Stadt Offenburg, 01461 (Rubrik 14)

54 Alle übrigen Parteien — außer dem Zentrum — brachten es auf 14.

55 Seit 1930 läßt sich beim OT ein ,Richtungswechsel' feststellen. Über den Wandel des OT,
das mehr und mehr der Staatspartei den Rücken kehrte und eher eine pronationalsozialistische
Haltung einnahm, meinten Moßbrugger und N. übereinstimmend, daß die Zeitung die
Gunst der Stunde nutzen und die nationalsozialistischen Wähler erfassen wollte. Kreisleiter
Rombach, der mit dem Verlagsbesitzer des OT, Herrn Reiff, auf,Sie-Basis' befreundet war,
sagte aus, er habe bei Herrn Reiff „in keiner Weise auf den politischen Kurs des Tageblatts
Einfluß genommen" (Briefwechsel 20. 4. 1977)

56 DA0 26. 11. 32

57 vgl. Rombach, S. 72. Dabei hatte der Kreisleiter noch Glück, daß er unter die von Schleicher
verkündete Amnestie fiel und nicht mit Konsequenzen für seine Berufsausübung als Rechtsanwalt
rechnen mußte.

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