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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 239
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größtenteils zur NSDAP abgewandert sein, vor allem die Wähler der
Wirtschaftspartei.73

Zwar machte sich bei der zweiten Reichstagswahl im November dieses Jahres
(6. 11. 32) eine gewisse Wahlmüdigkeit breit, der politische Meinungsumschwung
wurde dennoch bestätigt.

— Die NSDAP verlor zwar die meisten Stimmen (- 1146), blieb aber tonangebende
Partei. Der Rückgang muß im Zusammenhang mit den Turnerstimmen
bei der Juliwahl gesehen werden. Sollte Gecks Vermutung richtig
sein (vgl. Anmerkung 72), daß vor drei Monaten mehr als die Hälfte
der Sportler für die NSDAP gestimmt hat, dann hätte die Partei jetzt
keine Verluste, im Gegenteil, in einigen Stimmbezirken vielleicht sogar
geringe absolute Gewinne.

— Auch das Zentrum mußte Verluste hinnehmen (- 371), möglicherweise zurückzuführen
auf die geringere Wahlbeteiligung und den Wegfall der
Turnerstimmen.

— Erstmals verlor die Sozialdemokratie beträchtliche Stimmanteile (- 310).
Von hier dürften die meisten Stimmen an die KPD gefallen sein.

— Als einzige von den großen Parteien verbuchte die KPD einen Zuwachs
( + 93) und festigte ihre Position als dritte politische Größe. Sie erreichte
ihr bestes Ergebnis überhaupt.

— DNVP, DVP, DStP konnten den Abwärtstrend stoppen und das Juli-
Ergebnis mit leichten Gewinnen stabilisieren. Die Wirtschaftspartei hingegen
erreichte einen neuen Tiefstand.

Innerhalb von zwei Jahren verloren die demokratischen Parteien in Offenburg
mit 30,5 % zwei Fünftel ihrer Wählerschaft; der politische Radikalismus
schnellte von 16,7 % auf über 50 % und verdreifachte sein Wählerpotential
mit Hilfe der mobilisierten unpolitischen und bisherigen NichtWählern.

V. Der Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft

Von dem anbrechenden Jahr erhoffte man sich eine Besserung der wirtschaftlichen
und politischen Lage. Aber an eine Rückkehr zu geordneten Verhältnissen
war nicht mehr zu denken. Die Nationalsozialisten erreichten ihr Ziel —
die Zerschlagung der .verhaßten Judenrepublik' — schneller, als Offenburgs
eingefleischte Demokraten es je vermuteten.

73 Interview Moßbrugger, 8. 3. 77: „Der Mittelstand, der in den 20er Jahren ein Stabilitätsfaktor
der Republik war, ist allmählich abgewandert zur NSDAP . . . Man (der Mittelstand, der
Verf.) hat versucht, über die NSDAP den wirtschaftlichen Aufschwung zu erreichen."

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