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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 240
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/. Die Reichstagswahl 1933

Der Elan der Offenburger Nationalsozialisten war ungebrochen. Unvermindert
blieben sie auf Konfrontationskurs, „eine Kostprobe der Hakenkreuzkultur
des 3. Reiches."74

Gegenüber der KPD ließ es die NSDAP an Provokationen nicht fehlen. Am
20. Januar hatte die NSDAP in den Dreikönigssaal eingeladen, bei der den
Kommunisten zum Thema ,Das wahre Gesicht Sowjetrußlands' eine dreiviertelstündige
Redezeit zugesichert wurde. Von Anfang an herrschte ,dicke
Luft'. Die KPD bediente sich der Taktik der Braunhemden und störte mit
Zwischenrufen den Vortrag, worauf der Referent mit „Halt's Maul, du
Idiot!"75 antwortete und die Kommunisten als „dämliche Schnauzen", „gemeine
Hunde" und „halbverrückte Kerle" titulierte.76 Als einer der Zwischenrufer
„besonders auffiel"77, entlud sich die aufgestaute Aggression. Biergläser
flogen, die Offenburger SA, angeführt von einem Legelshurster Rollkommando
, stürzte sich mit „herausgerissenen Stuhlbeinen"78 auf die Kommunisten,
die trotz auswärtiger Verstärkung in der Minderheit waren.

Die Sicherheitspolizei räumte den Saal und anerkannte für den Veranstalter
den Tatbestand der Notwehr. Über 40 Personen wurden verletzt.einige
Schwerverletzte kamen ins Krankenhaus. 10 Personen wurden verhaftet. Der
Urheber der Schlägerei wurde nicht ermittelt.

Wenige Tage später bot sich den Nationalsozialisten erneut ein Grund auf die
Straße zu gehen, dieses Mal weniger blutig, dafür aber umso eifriger. Sie riefen
zum Fackelzug auf, zu dem „die ganze Einwohnerschaft zum Erscheinen
verpflichtet war."79 Doch der Aufruf fand nicht allzuviel Anklang. Knapp
250 Demonstranten — SS, SA, Stahlhelm — folgten dem Aufruf zur „Hitlerkomödie
".80

Und dennoch, die anderen Parteien waren dem Treiben der NSDAP nicht
mehr gewachsen. Der folgende Wahlkampf machte dies deutlich. Zum letzten
Mal erhielten die Parteien, allerdings arg behindert, die Chance, um Wähler
zu werben. Dabei kam die KPD aufgrund des Erlasses vom 28. 2. 33 (.Verordnung
zum Schutz von Volk und Staat', die sog. ,Reichstagsbrandverordnung
') nicht mehr zum Zuge. „Im Zusammenhang mit der

74 DAO, 21. 1. 33

75 OZ, 21. 1. 33

76 OT, 21. 1. 33, Stellungnahme der KPD

77 OZ, 21.1.33, OT, 21.1.33. Die OZ kam einer Erklärung der Schlägerei wohl am nächsten:
„Die scharfe Sprache des Redners wie die mangelnde Disziplin der kommunistischen Saalbesucher
führten zur Saalschlacht." Die KPD verteidigte sich mit der Behauptung, der Redner
habe die SA und SS auf ihre Mitglieder gehetzt, während die NSDAP behauptete, ein
Kommunist habe einem SA-Mann ein Bierglas ins Gesicht geworfen.

78 vgl. Rombach, S. 74

79 DAO, 4. 2. 33 Hitler wurde am 30. 1. 1933 zum Reichskanzler ernannt.

80 DAO, 4. 2. 33

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