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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 241
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kommunistischen Aufruhrbewegung wurden kommunistische Führer und
Funktionäre in Haft genommen und in das Bezirksgefängnis eingeliefert."81
Bätz und Schneider, die führenden Kommunisten, waren rechtzeitig untergetaucht
.

Obwohl die Braunhemden, denen die Straße gehörte, durch die politische
Übervorteilung der gegnerischen Parteien eindeutig in der Vorderhand waren,
enttäuschte das Wahlergebnis. Trotz aller Bevorzugung, der .Schlepperdienste
', massiver Einschüchterung82 und Aufmärschen reichte es nur zu 41,9%
und damit zu einem um 2 % schlechteren Ergebnis als im
Reichsdurchschnitt.83 Der Stimmenzuwachs dürfte auf die hohe Wahlbeteiligung
(87,2 °7o), die Wählerabwanderung von der bürgerlichen Mitte und möglicherweise
auf die auch anderorts beobachtete Wählerfluktuation zwischen
den extremen Parteien zurückzuführen sein. Endgültiges läßt sich nicht
belegen.

Der politische Katholizismus bewies erneut seine Stabilität. Die Stammwählerschaft
(über 3000) bewahrte den Zentrumsturm vor dem Einsturz. Leichte Gewinne
verzeichnete, ebenso wie das Zentrum, auch die Sozialdemokratie,
ohne allerdings frühere Verluste aufwiegen zu können. Eine linientreue
Wählerschaft hielt trotz der Repressalien zur KPD, die erstaunlich wenig verlor
.8"

Die neu formierte DNVP (.Kampffront Schwarz-Weiß-Rot') gewann ebenfalls
Stimmen, blieb aber hinter dem Reichsdurchschnitt zurück. Somit reichte
es den beiden Rechtsparteien in Offenburg nur zu 46,6 %, während im Deutschen
Reich NSDAP und DNVP eine regierungsfähige Koalition bilden
konnten.

2. Der letzte Widerstand

Die Nationalsozialisten feierten ihren Sieg mit einer „Harzburger Lichterprozession
"85. Auf dem Rathaus sollte die Hakenkreuzflagge gehißt werden, die
sozialdemokratische Fraktion lehnte dies strikt ab. Oberbürgermeister Holler
(Zentrum) erklärte, er werde der heutigen Zeit Rechnung tragen und der Beflaggung
keinen Widerstand entgegensetzen, während die Zentrumsfraktion
darauf hinwies, daß nach der badischen Verfassung das „Beflaggen von öf-

81 OT, 4. 3. 33

82 Interview Moßbrugger, 8. 3. 77: „Vor dem Wahllokal stand die SA und selbst im Lokal
konnte sie einsehen, wer wo sein Kreuzchen hinmachte."

83 Wahlergebnisse im Vergleich (Offenburg/Land Baden/Deutsches Reich) auf S. 247—250
Ein Blick nach Altenheim: die NSDAP erhielt 86,9 % (1268 von 1458 Stimmen).

84 Ein Kuriosum am Rande: das Gefängnis der Stadt wurde als gesonderter Wahlbezirk geführt
. Die 31 abgegebenen Stimmen fielen ausschließlich an die KPD, unschwer zu erraten,
wer in Schutzhaft saß.

85 DAO, 11. 3. 33

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