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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 242
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fentlichen Gebäuden untersagt"86 ist. Der Antrag der NSDAP wurde also abgelehnt
. Rombachs unverhohlene Drohung, er könne für das Verhalten der
SA und SS keine Garantie übernehmen, ließ den braunen Terror deutlich
sichtbar werden. Die Flagge wurde von den drei NSDAP-Stadträten schließlich
doch gehißt. Bürgermeister Blumenstock (SPD) handelte konsequent: er
ließ sich beurlauben, Stadtrat Vestner (SPD) verließ ebenfalls die Sitzung.87

Zwar nahm Blumenstock gegen die Zusicherung, die Flagge werde am Abend
wieder entfernt — erst am 15. 3. 33, dem ,Tag der Nationalen Erhebung' holte
man die Hakenkreuzflagge wieder herunter — seinen Dienst wieder auf, aber
Dr. Rombach sah eine günstige Gelegenheit, eine unbequeme Person loszuwerden
. Er forderte die Dienstentlassung Blumenstocks und die Aufnahme eines
Disziplinarverfahrens.88 Drei Tage später wurde der Bürgermeister entlassen
. Vestner legte daraufhin sein Stadtratsmandat nieder. Karl Rombach,
Ortsgruppenleiter der NSDAP, übernahm den vakanten Posten des Bürgermeisters
.

3. Das Ende der Freiheit

Zielstrebig gingen die Nationalsozialisten daran, ihre Herrschaft zu festigen.
Im Zusammenhang mit dem Mord an einem Polizeibeamten im Freiburger
Stühlinger89 wurden sämtliche badischen SPD- und KPD-Funktionäre verhaftet
, die Büros marxistischer Parteien geschlossen und deren Vermögen konfisziert
. Wenige Wochen später wurden auch Bätz und Schneider verhaftet.
Wiederum acht Tage später ging ein Sammeltransport von Kommunisten,
darunter auch Bätz, Richtung Heuberg in ein Konzentrationslager.

Faktisch war von beiden Parteien kein Widerstand mehr zu erwarten. Das
Verbot marxistischer Parteien vom 22. 6. 33 war nur noch eine juristische
Floskel, die der ganzen Aktion einen legalen Anstrich geben sollte.90 Parallel
zur .marxistischen Säuberungswelle' lief eine Hetzkampagne gegen die
Offenburger Juden. Der Boykott, der auf Reichsebene für den l. April 1933,
10 Uhr angesetzt war, brachte den erhofften Erfolg. Kurz vor Boykottbeginn
schlössen die jüdischen Geschäfte, vor denen SA aufmarschiert war. Die mei-

86 zitiert nach OT, 7. 3. 33

87 Blumenstock erklärte: „. . . die Fahne, die jetzt auf dem Offenburger Rathaus gewaltsam
gehißt (wurde, der Verf.)... ist das Kampfsymbol einer politischen Partei, die die schärfste
Gegnerin der politischen Ideen ist, denen ich mit Verstand und Herzen anhänge und denen
ich gerade in dieser Stunde treubleibe ... Ich glaube, daß auch meine politischen Gegner dafür
Verständnis haben werden, daß ich in diesem Hause nicht arbeiten kann, bis der rechtswidrige
Akt entweder legalisiert (durch Bestätigung aus Karlsruhe oder Berlin, der Verf.)
oder rückgängig gemacht worden ist . . ."

88 Über den Antrag wurde im Stadtrat abgestimmt. Ergebnis: Acht waren für diese Maßnahme
, einer war dagegen, vier enthielten sich der Stimme, unter anderem auch Oberbürgermeister
Holler.

89 OT, 17./18. 3. 33

90 OT, 23. 6. 33

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