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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 243
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1980/0245
sten Juden verließen daraufhin Offenburg. Mit der Gleichschaltung der kommunalen
Parlamente war die NSDAP der „Vernichtung des roten und
schwarzen Marxismus"91 ein Stück nähergekommen. Die NSDAP erhielt 6
Stadtratsmandate, das Zentrum 3, die SPD 1. Die Parteien waren damit zur
Bedeutungslosigkeit verurteilt. Resignation machte sich breit. Als erste reagierte
die Wirtschaftspartei auf die veränderte Situation. Sie schloß sich der
„nationalsozialistischen Bewegung"92 an.

Am 2. 5. 33 wurden die Büros der Freien und Christlichen Gewerkschaften
durch die Nationalsozialistische Betriebszellenorganisation (NSBO) besetzt,
um die Gewerkschaften vom „marxistischen Gift"93 zu reinigen. Wenige
Wochen später verbot man die ,Badenwacht', die politische Kampforganisation
des Zentrums.94 Ende Juni erfolgte die Selbstauflösung der DNVP und
der Staatspartei.9' Den Schlußstrich unter den von Berlin aus geförderten Auflösungsprozeß
setzte das Zentrum, nachdem auch tags zuvor die DVP und
BVP aufgehört hatten zu existieren.96 Stadträte und Stadtverordnete des Zentrums
traten als Hospitanten der NSDAP bei, vakante Plätze der SPD fielen
der NSDAP zu.

Allein die NSDAP bestimmte jetzt „wie es kommen wird".97 Mit nationalsozialistischer
Gründlichkeit ging man daran, die letzten Erinnerungen an die
Republik auszumerzen. Aus der ,Republikstraße' wurde ,Am Kinzigdorf', die
,Erzberger-Rathenau-Straße' hieß jetzt ,Schlageterstraße', ,Ebert-Straße' und
,Ebert-Platz' wurden in ,Horst-Wessel-Straße' und ,Horst-Wessel-Platz' umbenannt
.98

Die Knebelung der Presse war der nächste Schritt. Am 18. 3. 33 erschien
Gecks DAO zum letzten Mal. Die Titelseite, das einzige Blatt der Ausgabe,
trug die lakonische Erklärung: „Auf Grund der Notverordnung vom 28. 2. 33
bis auf weiteres verboten."

Das OT war zur Parteizeitung .umfunktioniert'99 und damit ein Wandel abgeschlossen
, der sich schon 1930 abzeichnete. Die OZ durfte nicht mehr frei be-

91 OT, 29. 4. 33

92 OZ, 26. 4. 33

93 OZ, 2. 5., 3. 5. 33

94 OT, 17. 6. 33

95 OT, 28. 6. 33, 29. 6. 33

96 Auflösungserklärung des Zentrums: „Das Zentrum vollzieht den notwendigen organisatorischen
Abbau mit tunlichster Beschleunigung. Sie darf hierbei loyalerweise damit rechnen,
daß die Abwicklungsarbeiten nicht gestört werden, daß Beschlagnahme von bisherigem Parteigut
, wie politisch bedingte Verhaftungen von ehemaligen Parteiangehörigen in Zukunft
unterbleiben und bereits Verhaftete wieder freigelassen werden, soweit nicht Verdacht
strafbarer Handlungen vorliegt." (OZ, 6. 7. 33)

97 OT, 6. 7. 33

98 Nach ihrem späteren Ehrenbürger wurde die Hauptstraße in ,Adolf-Hitler-Straße' umbenannt
. Wagner, Reichsstatthalter in Baden, Hindenburg und Hitler erhielten die Ehrenbürgerschaft
der Stadt Offenburg am 3. 4. 1933

99 OT, 20. 4. 33, Eigeninserat: „Wer schnell, objektiv und im Sinne der nationalen Regierung
Hitler informiert sein will, abonniere nur das alte Heimatblatt."

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