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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 244
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1980/0246
richten. Für einen kritischen Artikel unter der Überschrift ,Was ist jetzt besser
geworden?'100 kassierte das Blatt eine offizielle Verwarnung und konnte bis
zum Einstellen ihres Erscheines bzw. der Angliederung an das OT auf Weisung
aus Berlin 1935/36 nicht mehr kritisch berichten, ohne ein Verbot zu riskieren
.

Nur über den Posten des Oberbürgermeisters konnten die Nationalsozialisten
noch nicht verfügen, aber auch hier waren sie um eine schnelle Lösung nicht
verlegen. Es liefen Bestrebungen, Holler in den Staatsdienst zurückzusetzen.
Am 10. 1. 1934 stellte er sein Amt zur Verfügung. Als Notar wurde er mit dem
Titel Justizrat nach Freiburg versetzt, wo er am 1. 4. 34 seinen Dienst
antrat.101 Sein Nachfolger als Oberbürgermeister wurde Kreisleiter Dr. Wolfram
Rombach. Was de facto abzusehen war, hatte die NSDAP jetzt auch de
jure erreicht: „Damit ist nunmehr die Gewähr gegeben, daß die Geschicke unserer
Stadt eindeutig und klar im Sinne Adolf Hitlers gelenkt werden. Wir
hoffen zuversichtlich, daß es zum Wohle der ganzen Bürgerschaft und damit
auch zum Vorteil des einzelnen geschehen wird."102

Die nationalsozialistische .Machtergreifung' war abgeschlossen.
VI. Ergebnis

Schritt für Schritt verlor die Weimarer Demokratie in Offenburg ihre so überzeugende
Mehrheit. Den radikalpolitischen Umstrukturierungsprozeß leitete
in der mittelbadischen Stadt die Weltwirtschaftskrise ein, deren Folgen 1930
in Offenburg sich nachhaltig bemerkbar machten. Die wirtschaftliche
Unsicherheit, Angst vor sozialem Abstieg, die Ungewißheit über die Zukunft
füllte den Agitatoren und scheinbaren Befreiern die Säle mit einem hoffenden
Publikum.

Für die Nationalsozialisten war es schier aussichtslos, in der Zentrumshochburg
überhaupt Fuß zu fassen. Die negativen Vorzeichen änderten sich mit der
rapide ansteigenden Arbeitslosigkeit. Das Häuflein Aktivisten, unterstützt
vom Hanauerland, priesen den Verunsicherten, wirtschaftlich Geschädigten,
Arbeitslosen, Unzufriedenen, Republikgegnern und wie potentielle NSDAP-
Wähler noch einzuordnen wären, die Rettung aus der Krise so fanatisch und
überzeugend an, daß die Septemberwahl 1930 zum ersten Erfolg für die
Offenburger NSDAP führte.

Allein die Weltwirtschaftskrise für den demokratischen Zusammenbruch verantwortlich
zu machen, wäre eine nicht zulässige, monokausale Erklärung.

100 OZ, 23. 3. 33

101 OT, 19. 12. 33

102 OZ, 18. 7. 33, Erklärung der Zentrumsstadträte anläßlich ihres Übertritts als Hospitanten
zur NSDAP.

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