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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 259
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die religiösen Angelegenheiten beschränkt, während der Synagogenrat in erster
Linie die finanzielle Situation, das Armenwesen, Stiftungen und die Ausführung
der Anordnungen des Oberrats der badischen Juden'4 überwachte.15
In Nonnenweier ist die Einrichtung des Synagogenrats seit 1843 nachgewiesen,
und zwar gab es jeweils drei Synagogenräte, mit Ausnahme der Jahre
1917—1921, als es nur zwei waren.16. Einer der drei Synagogenräte war gleichzeitig
Gemeindevorsteher.

Eine wichtige Gemeindeeinrichtung war das Hekdesch, die Almosenkasse. Sie
wurde hauptsächlich aus Strafgeldern und dem Erlös der versteigerten Mit-
zwos, der guten Taten gespeist (siehe unten, S. 270). Hauptzweck der Almosenkasse
war die Zedaka, die Wohltätigkeit. Besonders Hilfsbedürftige erhielten
kostenlos Essen und Unterkunft sowie unentgeltliche ärztliche Behandlung.
Außerdem wurden den Armen jährlich die Mazzos, die ungesäuerten Brote,
gratis geliefert. Die Abgaben der Besitzenden reichten jedoch nicht aus, um alle
Not zu beseitigen. Bittgesuche einzelner an die weltlichen Behörden kamen
häufig vor. Im Jahre 1854 wurde die Gemeinde selbst bei der Regierung vorstellig
, da ihre Mittel bei der großen Anzahl der „notorisch Armen" nicht ausreichten
.

1833 erwarb die israelitische Gemeinde ein Anwesen in der Löwengasse, das
als israelitische Volksschule ausgebaut wurde, die bis 1876 bestand. In dem
Schulhaus wurden auch die Gemeindeversammlungen abgehalten.

6. Kultusbeamte und Einrichtungen des Kultus

Nonnenweier hatte niemals einen eigenen Rabbiner. Seit 1827 gehörte die jüdische
Gemeinde zum Rabbinatsbezirk Schmieheim, dessen Sitz 1893 nach
Offenburg verlegt wurde.

Einen eigenen Kantor besaß die Gemeinde schon in frühester Zeit. Er war
gleichzeitig Religionslehrer, Vorbeter, Ratsschreiber und Schächter. Seit 1891
hatte Oberlehrer Nathan Schleicher dieses Amt inne, bis er es etwa 1922 aus
Altersgründen abgab. Seither war die Gemeinde aus Geldmangel nicht mehr
in der Lage, einen Vorbeter anzustellen.

Im Jahre 1771 wird erstmals von einer eigenen Synagoge berichtet. Diese befand
sich in der Schmidtenstraße, mitten im Ort.17 Bis 1828 mußten Abgaben
an die Grundherrschaft für die Benutzung der Synagoge entrichtet werden
und für das Aufstellen der „Schabbestore", welche die Grenzen anzeigten, innerhalb
derer man am Sabbat Gegenstände tragen durfte.

14 mit Sitz in Karlsruhe

15 vgl. F. Hundsnurscher und G. Taddey, a.a.O. S. 16

16 siehe die chronologische Aufstellung der Synagogenräte bei Iwan Meyer, a.a.O. S. 30

17 vgl. Georg Wimmer, Die jüdischen Friedhöfe bei Schmieheim und Nonnenweier, in: Geroldseckerland
, Jahrbuch einer Landschaft, Lahr, Heft 17/1975, S. 163

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