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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 264
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1980/0266
Zum Zeitpunkt der Machtübernahme Hitlers war die jüdische Gemeinde Nonnenweier
auf Restfamilien zusammengeschrumpft, d.h. die 65 noch dort lebenden
Einwohner verteilten sich auf etwa halb so viele Haushalte. Etwa die
Hälfte der 1933 noch ortsansässigen Juden wanderten bis 1940 aus, insbesondere
nach 1933 (Judenboykott), nach 1935 (Nürnberger Gesetze) und nach
1938 (Reichskristallnacht). 9 Einwohner starben im gleichen Zeitraum in der
Heimat. 1940 wurden die verbliebenen 27 jüdischen Einwohner nach Vichy-
Frankreich abgeschoben; sie wurden in Gurs interniert. 4 davon starben in
Gurs, 5 wurden in Ausschwitz ermordet.-

III. Jüdische Ortskunde

Die jüdische Gemeinde von Nonnenweier war verhältnismäßig klein. Es hat
ganz in der Nähe viel größere Gemeinden gegeben: Kippenheim z.B. und vor
allem Schmieheim, beide ebenfalls im Kreis Lahr. Zu Beginn des Jahrhunderts
lebten in Nonnenweier etwa 70 jüdische Familien mit 195 Personen. Bis 1933
hatte sich ihre Zahl auf ca. 30 Familien vermindert (65 Personen).

Es gab keine Judengasse, aber einige Straßen im Ortskern, in denen die jüdischen
Häuser beisammenstanden. Wenn man aus Richtung Allmannsweier ins
Dorf kam, standen in der kleinen Straße, die auf die Hauptstraße führte, links
drei zweistöckige Häuser nebeneinander, in denen ausschließlich Juden
wohnten. Gegenüber, auf der rechten Straßenseite, war die evangelische Pfarrei
und Kirche. Auf der ganzen Länge der Hauptstraße standen, auf beiden
Straßenseiten, mehrere Judenhäuser, etwas auseinandergezogen. Hier wohnten
unter anderem die Viehhändler Isaak Frank, Emanuel Baum und Julius
Baum, der jüdische Lehrer Nathan Schleicher und am Ende der Hauptstraße,
nahe der Ortsgrenze, der Kaufmann Hermann Moch. In der Hauptstraße befand
sich auch die sogenannte Judenwirtschaft „Zum Strauß", meist „Du-
vedles" genannt, mit koscherer Metzgerei, einem großen Saal im Obergeschoß
und Fremdenzimmern. Der Name „Duvedles" war eine Art Verjiddischung
des Namens des Inhabers, David Frank.

Neben der Judenwirtschaft, d.h. auf ihrer Ostseite, führte eine kleine Gasse
von der Hauptstraße ab nach Süden, in der ausschließlich Juden wohnten: an
der Ecke zur Hauptstraße der alte Judenbäcker Moses Moch, dessen 100. Geburtstag
die Gemeinde 1903 feierte, und sein Sohn, der Viehhändler Heinrich
Moch.

Der Rundgang durch den Ort führt von der Hauptstraße durch die Schmidten-
straße zum Rathaus. In der „Schmidtgaß" standen mehrere Judenhäuser
dicht beisammen, rechts und links der Synagoge sowie gegenüber: darunter

22 vgl. F. Hundsnurscher und G. Taddey, a.a.O. S. 216 f. Über das Schicksal der badischen
Juden nach Kriegsausbruch a.a.O. S. 27 f.

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