http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1980/0267
das Haus des Mehlhändlers Markus Wertheimer und das des Judenmetzgers
Jacob Meyer.
Beim Rathaus der politischen Gemeinde befindet sich das Geburtshaus von
Dr. Ludwig Frank, dem sozialdemokratischen Abgeordneten und berühmtesten
Mitglied der jüdischen Gemeinde. Am Haus ist heute eine Gedenktafel
angebracht. Im gleichen Haus lebte die Familie des Tuchhändlers Karl Baum.
Zwei Häuser weiter, in der Oberaugasse, wohnte ebenfalls eine jüdische Familie
. In der Löwengasse, welche vom Rathaus zur Hauptstraße zurückführt,
standen drei weitere jüdische Häuser nebeneinander. Dort befand sich auch
das Gemeindehaus, die frühere israelitische Volksschule, daneben das Frauenbad
. Im Gemeindehaus wohnte der ärmste jüdische Einwohner, Abraham
Moch IV, in Miete.
Etwa die Hälfte der jüdischen Familien hatten zumindest nach einer Seite ihres
Wohnsitzes jüdische Nachbarn, ein halbes Dutzend davon nach beiden
Seiten. Nur zwei Judenhäuser standen etwas abgesondert von den übrigen.
Die meisten jüdischen Familien waren Eigentümer ihrer Häuser und der dazugehörigen
Grundstücke, Gärten, Wiesen, Höfe und Wirtschaftsgebäude. Zum
Teil hatten die Juden auch außerhalb der Ortschaft Landbesitz: Äcker und
Wiesen. Nur 3 Familien bzw. Einzelpersonen wohnten in Miete, so die Familie
des nicht aus Nonnenweier stammenden Oberlehrers Nathan Schleicher und
der von der Armenfürsorge lebende Abraham Moch IV.
Die Ansiedlung der Juden im Ortskern ist geschichtlich verständlich: waren
doch die im 18. Jahrhundert eingewanderten elsässischen Juden beim Wiederaufbau
der damals völlig verwüsteten Ortschaft dabei. Dagegen war seit Mitte
des 19. Jahrhunderts die jüdische Bevölkerungszahl rückläufig, so daß in der
sich ausdehnenden Ortschaft kaum Judenhäuser zu finden sind.
B. WIRTSCHAFTLICHES UND SOZIALES LEBEN
DER JÜDISCHEN GEMEINDE
I. Soziales Leben
Familienstruktur
Sofern die räumlichen Verhältnisse und die beruflichen Gegebenheiten es zuließen
, lebten 3 Generationen der Familie unter einem Dach: die Großeltern
bzw. der überlebende Großelternteil, die Eltern und deren Kinder und gelegentlich
alleinstehende Anverwandte, z.B. ein „verwitweter Onkel, den mein
Vater zu sich ins Haus nahm, als er wegen Krankheit nicht mehr allein wohnen
konnte".
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