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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 268
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Für die heranwachsende Jugend veranstaltete die jüdische Gemeinde auch gelegentlich
Tanzstunden im Saal der Judenwirtschaft.

Nach dem 1. Weltkrieg gab es kaum noch jüdische Kinder in Nonnenweier. In
der Volksschule, beim Spiel, auf dem Weg nach Lahr hatten die jüdischen
Kinder fast ausschließlich christliche Kameraden. Sie waren vermehrt Anfeindungen
ausgesetzt und gerieten leicht in die Isolation:

„Ich war während meiner ganzen Schulzeit die einzige Jüdin meines Jahrgangs, und es war nicht
immer schön. Zwar hatte ich christliche Schulkameradinnen, doch habe ich einmal auf dem Weg
nach Lahr eine Enttäuschung erlebt. Danach hatte ich das Vertrauen verloren, und es fiel mir sehr
schwer, mich nochmals an jemanden anzuschließen."

II. Wirtschaftliches Leben

Berufe

Die Juden waren zum großen Teil Viehhändler, oder sie waren sonst in Handel
und Gewerbe tätig.

„Im Mai 1927 waren von den Juden in Nonnenweier 11 Viehhändler, 7 Kaufleute
, 1 Metzger, 3 Inhaber von Kolonialwarengeschäften, 1 Mehl- und Getreidegroßhändler
, 1 Gastwirt (Wirtschaft zum Strauß), 1 Oberlehrer und 9
Privatpersonen."25

Diese Aufzählung läßt sich weiter aufschlüsseln:26 so waren die Viehhändler
zum Teil Besitzer von Stallungen, in denen sie Vieh auf Vorrat hielten; es waren
aber auch Klein-Viehhändler darunter (Ziegen und Kälber) und reine Vermittler
von Viehhandelsgeschäften; die Kaufleute waren zum Teil Kleinhändler
, Handelsleute, Hausierer; die Privatpersonen waren Altenteiler, Witwen
und alleinstehende Frauen.

Die meisten Juden in Nonnenweier waren selbständig tätig oder arbeiteten im
familieneigenen Betrieb mit: die Söhne im Beruf und Geschäft des Vaters oder
Großvaters, die Töchter halfen bis zur Heirat evtl. im Verkauf oder machten
die Buchhaltung. Voraussetzung war jedoch, daß der elterliche Betrieb ihnen
ein Auskommen bot.

Die Händler

Zusätzlich zu den Geschäften innerhalb Nonnenweiers mußten alle Händler
täglich hinaus aufs Land, um Kunden zu besuchen, Bestellungen aufzunehmen
und die bestellte Ware zu liefern. An Werktagen kamen die Händler
meist erst gegen Abend wieder nach Hause.

25 F. Hundsnurscher und G. Taddey, a.a.O. S. 216. Vgl. auch Iwan Meyer, a.a.O. S. 31

26 vgl. Akten „Nonnenweier" der Archivverwaltung Stuttgart. Die Angaben betreffen die
1933 ortsansässigen Juden.

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