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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 269
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1980/0271
Der Händler in Ölen und Fetten nahm Huffette, Wagenschmiere usw. in Behältnissen
mit und fuhr mit der Kutsche hinaus. Der Händler in Manufaktur-
und Ausstattungswaren belieferte Unteroffiziere der Garnison Straßburg und
Familien zwischen Kehl und den Dörfern bis nach Lahr. Täglich fuhr er mit
der Kleinbahn in einen dieser Orte zur Aufnahme der Bestellungen und Auslieferung
der Ware.

Der Viehhändler fuhr auf die Dörfer zu den Bauern, um Vieh zu kaufen und
zu verkaufen. „Damals war der Viehhandel sehr notwendig, jeder Arbeiter
hatte ja seine Kuh im Stall, jeder Metzger hatte bei seinem Laden ein Schlachthaus
." An Markttagen fuhr der Viehhändler nach Freiburg zum Viehmarkt.
Zum Haus gehörten Stallungen, ein großer Hof und ein Garten. Es war immer
Vieh im Stall. „Der Vater stand alle Morgen früh auf. Das Vieh wurde gefüttert
, gemolken, an den Brunnen geführt. Aus der Milch wurde frischer Käse
gemacht. Im Garten hatte der Vater Gras und Kartoffeln gepflanzt für das
Vieh."

Der Mehl- und Getreidehändler belieferte Bäcker und Privathaushalte mit
Mehl, Mühlen mit Getreide (z.B. die einer christlichen Familie gehörenden
Mühlen in Nonnenweier und Hugsweier), Bauerngenossenschaften mit Futtermitteln
. Die Privatleute kamen zum Haus, bei dem sich ein Lager befand und
kauften kiloweise Mehl. Dieser Einzelhandel wurde von der Frau und den
Töchtern erledigt. Für die schweren Arbeiten, das Schleppen von Säcken
usw., war ein Arbeiter da. Die Bauern haben in der Regel nicht sofort bezahlt.
Sie kauften das Jahr über auf Kredit und warteten zum Bezahlen das „Tabakgeld
" ab. Wenn der Tabak verkauft wurde, „mußte man dem Geld nachspringen
". Bei anderen Bauern mußte man auf die Bezahlung warten, bis sie
Vieh verkauft hatten. Die meisten Geschäfte wurden auf dieser Basis abgewickelt
.

Wirtschaftliche Verhältnisse und soziale Schichtung

Die Juden lebten zum großen Teil in bescheidenen Verhältnissen. Zwar gab es
in Nonnenweier einige Familien, die als reich galten, so die Familie des Mehl-
und Getreidehändlers Wertheimer, die als erste in Nonnenweier ein Automobil
besaß, und die Familie des Viehhändlers Frank. Doch lebten auch diese Familien
größtenteils ohne Aufwand und hielten ihre Kinder zu Fleiß und Bescheidenheit
an. Andere Familien, die nicht zu den „Reichen" gerechnet wurden
, lebten dennoch in guten Verhältnissen:

„Mein Vater konnte sich unser Wohnhaus für 5 bis 6tausend Mark kaufen, mich studieren lassen,
und hatte für 20tausend Mark Kriegsanleihe gezeichnet, die er bei Kriegsende vollständig verlor,
so daß er dann wieder neu anfangen mußte."

Es gab auch sozial Bedürftige, alte oder kranke Menschen, die sich nicht selbst
ernähren konnten. Diese wurden direkt von privater Seite, aus der Gemeinde-

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