Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 272
(PDF, 71 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1980/0274
Simon Metzger, Hermann Piccard, Heinrich Moch, lsaac Baum, Berthold Frank und Meyer
Moch."35

Kaufmännische Berufe: In einer Nonnenweierer Familie wurden Brüder und Vettern der gleichen
Generation36 Lederwarengroßhändler in Offenburg, Kaufhausbesitzer in Zwisel/Oberbayern,
Schuhfabrikant in Pirmasens, Varietetheater-Besitzer in Frankfurt.

War einer draußen untergekommen und sah eine Existenzmöglichkeit für weitere
Verwandte oder Freunde, so zog er diese nach:

„Ein Bruder des Markus Wertheimer kam als Schiffsarzt nach Spanien, hat sich dort angesiedelt
und kam öfters zurück nach Nonnenweier. Er hat einen Bruder auf die Möglichkeit des
Bijouterie-Geschäftes in Spanien aufmerksam gemacht, und dieser Bruder hat seinerseits den
Bruder der Professorin Jenny Dreifuß nach Spanien gebracht und dort ein großes Bijouterie-
Geschäft aufgemacht. Die Ware kam aus Pforzheim."

III. Organisation der jüdischen Gemeinde

Der Gemeindevorsteher und die Synagogenräte wurden von allen männlichen
Mitgliedern der Gemeinde in geheimer Abstimmung gewählt. In Nonnenweier
blieb der Parness, der Gemeindevorsteher, gewöhnlich bis zu seinem Ableben
im Amt. Während der Jahre 1881 —1917 wurden auch die Synagogenräte
nicht in regelmäßigen Abständen neu gewählt. Wahrscheinlich war die Gemeinde
damals zu klein, um über eine genügend große Zahl fähiger und geeigneter
Männer zu verfügen.

Das Amt des Vorstehers hatte während mehrerer Jahrzehnte (1877—1920)
Meyer Dreifuß inne. Bei der Wahl des Vorstehers 1877 kam es zu einem Wettbewerb
zwischen einem orthodoxen und einem liberalen Kandidaten, die versuchten
, die Gemeindemitglieder für sich zu gewinnen. Die beiden Parteien
trieben heftige Propaganda gegeneinander. Meyer Dreifuß soll schließlich die
Wahl mit einer Stimme Mehrheit gewonnen haben.

Dreifuß hatte sich sehr um die Gemeinde verdient gemacht. Während seiner Amtszeit wurde der
Friedhof angelegt und der Leichenwagen angeschafft. In den letzten Jahren vor dem Ableben von
Meyer Dreifuß versah Emanuel Baum die Vorstandsgeschäfte. 1921 wurde ihm das Amt offiziell
übertragen. Sein Rücktritt 1924 wurde von der Gemeinde sehr bedauert. Sein Nachfolger wurde
Hermann Moch, dem nach seinen Tode (1934) Markus Wertheimer folgte.

Der Gemeindevorsteher wurde nicht unbedingt unter den sogenannten Reichen
gewählt, wenn dies auch teilweise der Fall war. Alle Parnessim lebten je-

35 F. Hundsnurscher und G. Taddey, a.a.O. S. 216. Der Gutsverwalter Alexander Moch hatte
einen bemerkenswerten Lebensweg: um 1893 geboren, kam er auf die Gartenbauschule in
Ahlem bei Hannover, später auf die landwirtschaftliche Hochschule in Geisenheim. Er wurde
Leiter des Gutes Markenhof bei Kirchzarten, danach Leiter eines Ausbildungsgutes von
Schocken bei Berlin und danach eines ganz großen Gutes in Norddeutschland. Er bildete
Chalutzim für Palästina aus und gehörte zu einer Kommission von drei Männern, die in
Südamerika Siedlungsmöglichkeiten für Juden ausfindig machen sollten. Die Nazis unterstützten
ihn bei seiner Ausbildungsarbeit. Nach seiner Auswanderung leitete er ein Gut in
Kenya.

36 ca. 1875—1900 geboren.

272


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1980/0274