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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 290
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In der Zeit vor dem Fest wurden Gratulationsbriefe geschrieben an Verwandte
und Bekannte.

An „Rosch Haschono" war die Synagoge ganz weiß verkleidet. Alle Gemeindemitglieder
brachten weiße Tücher mit, um die Gebetstische abzudecken. Alle
Männer, die mindestens ein Jahr lang verheiratet waren, zogen ihre Totenkleider
an. Nach dem Gottesdienst wünschte man seinen Verwandten und
Freunden ein gutes Neues Jahr. Im Laufe des Tages besuchte man sich gegenseitig
, um einander das Neue Jahr anzuwünschen.

Am ersten Tag von „Rosch Haschono" machte man Taschlich79: jeder ging
für sich an ein fließendes Gewässer, sprach dort ein bestimmtes Gebet und
„warf die Sünden ins Wasser". Auch die Kleider wurden dabei benetzt. Am
Abend des ersten Tages kam der „Süßapfel mit Honig" auf den Tisch. Er
wurde vor der Mahlzeit unter den Anwesenden aufgeteilt und gegessen, als
Symbol der guten Wünsche: „Möge das Neue Jahr versüßt sein."

Zwischen „Rosch Haschono" und Jörn Kippur sind Trauertage. „Sie sollen
einem den Ernst des Lebens zu Gemüte führen." An jedem Tag war Gottesdienst
. Auch wurden an diesen Tagen — wie auch schon vor „Rosch Haschono
" — die Friedhöfe besucht. Das Jahr über „sollen die Toten ruhen". Nur
auf die Feiertage wurden die Gräber besucht, oder wenn jemand Jahrzeit80
hatte.

Am Erev Jörn Kippur wurde in der Synagoge das große Kol Nidre Gebet, das
Gelübdegebet, gesprochen. Hierzu lud man auch christliche Bekannte, die einmal
am Gottesdienst teilnehmen wollten, in die Synagoge ein. Am Kol Nidre
Abend hielt regelmäßig die Gendarmerie Wache vor der Synagoge, „um Störungen
durch Raudies und Betrunkene zu verhüten".

5. Sukkot (Laubhüttenfest)

Drei Tage nach Jörn Kippur beginnt das Laubhüttenfest. Sieben Tage lang
sollen die Juden in Hütten wohnen zum Gedenken daran, daß sie in Hütten
lebten, als Gott sie aus Ägypten führte.81 Gleichzeitig ist Sukkot Erntedankfest
.

Zu Beginn des Jahrhunderts wurden in Nonnenweier noch von mehreren Familien
Laubhütten gebaut, mit Sicherheit bis zum Ende des 1. Weltkrieges.
Die Laubhütten wurden mit Früchten und farbigen Bändern ausgeschmückt.
Wenn es nicht regnete, hat man alle Mahlzeiten in der „Sukke" eingenommen
.

79 taschlich heißt „werfen wirst du".

80 Jahrestag des Todes eines Familienangehörigen.

81 vgl. 3 Mos 23 33—43, zitiert nach Elieser L. Ehrmann, Ssukkot und Ssimchat Tora. Jüdische
Lesehefte, Bd. 16, Schocken Verlag, Berlin 1937, S. 4 f.

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