Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 306
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zu einer Nachbildung, da ein Hof mit allen für den Hotzenwald
bezeichnenden Eigenheiten nicht mehr zu finden ist und ein Hotzenhaus
im Gutacher Museum nicht fehlen darf. Der Entschluß fiel mir sehr
leicht, weil das eigentliche, in Holz gezimmerte Haus von der umgebenden
„Schildwand" restlos verdeckt wird. Ferner sind zwei Überlegungen
bei diesem Mißgeschick tröstlich: Wir hätten aus diesem baufälligen
Haus nur sehr wenig Holz nach Gutach überführen können. Es ist doch
sehr vom Wurm befallen und altersmorsch. Im Innern ist es restlos
vergammelt; die meisten Türen und alle Fenster sowie die Einrichtung
sind herausgerissen, selbst der Kachelofen mit dem Nebenofen, der
„Chouscht" (Kunst) ist abgebaut. (Glücklicherweise konnte mein
Mitarbeiter, Herr Breithaupt, einen alten Hotzenwälder Kachelofen mit
Nebenofen erwerben, der im neuerstellten Nachbau etwas vom alten
Hotzenwälder Geist verspüren läßt). Außerdem ist das Haus stark
verändert worden. 1864 sind über dem Kammerfach auf der Südseite
weitere Kammern eingebaut worden. Das Haus erhielt dadurch auf dieser
Seite einen Halbwalm, ein im Hotzenwald ursprünglich fremdes Bauelement
. Auch auf der Nordseite ist das Haus zu einem unbestimmten
Zeitpunkt verlängert worden. Wir haben mit dem Nachbau den alten
Bauzustand wieder hergestellt.

Vor der Beschreibung dieses interessanten Haustyps einige Bemerkungen
zur Landschaft und von den Bewohnern, die ihn geprägt haben. Der
Hotzenwald, das alte Hauensteiner Land, ist eine verkehrsferne Hochfläche
mit tief eingeschnittenen Tälern zwischen der Wehra und der
Schwarza-Schlucht im Süden und im Norden dem Dachsberg. Die Wälder
dieses Gebiets sind in den vergangenen Jahrhunderten zugunsten der im
Südwesten gelegenen Hammerwerke fast gänzlich abgeholzt worden, so
daß die Alpenwinde ungehemmt über die Hochfläche hinwegbrausen
können. Daher ist dieser Landstrich mit seinen zahlreichen Kältewannen
winterlicher als der Schwarzwald. Diesen rauhen klimatischen
Verhältnissen ist das Hotzenhaus angepaßt worden. Zu den ungünstigen
Umweltbedingungen kommen noch für eine Bauernwirtschaft schlechte,
weil steinige, saure und kalkarme Böden, die nur den Anbau von
Winterroggen, Gerste und seit zweihundert Jahren etwa noch Kartoffeln
erlauben. Erschwert wurde ferner eine sinnreiche Bodennutzung durch
eine weitgehende Besitzzersplitterung.

Die Güterteilung verursachte den Niedergang des Bauerntums. Sie
wurde von den starrköpfigen Hotzen in einem Anhang zur „Landesordnung
des Schwarzwaldes" zu Beginn des 17. Jahrhunderts erzwungen.
Die Folge war eine Wohnungsnot, da: „in einem Häusel zwey und
mehrere Hausgesessene sich befinden, wodurch sie sich selbsten
überlästig machen", und damit eine unbotmäßige Bevölkerung das Land
bewohnte, die den Landes- und Territorialherren, Vorderösterreich und

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