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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 313
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Neigung von 49 Grad und weisen damit das 16. Jahrhundert als Bauzeit
des Hauses aus. Die Walme sind steiler geneigt. Die Hotzen benutzen
noch die alte Bezeichnung „Rafen"; diese hängen im Gegensatz zu den
Sparren, die mit ihren Fußenden auf den Dachbalken aufstehen. Lange
Streben, die von den „Firststuden" zu den Wandständern laufen, sichern
die Standfestigkeit dieser Gerüste. Eine weitere Aussteifung verbürgen
die Dach-Deckenbalken sowie Balken, die in 1,65 m Höhe über den
Dachbalken angeordnet sind und die an ihren Enden mit den Rafen
verblattet sind. In der Tenne ist auch die interessante mittelalterliche
Schrägnagelung zu sehen, die die senkrecht stehenden Ständer mit den
waagerecht verlaufenden Hölzern durch Anblattungen verbindet (Abb.
7). Zwei dieser Firstständer, etwa in der Mitte des Hauses gelegen,
begrenzen den Hausgang; der nächste Firstständer steht in der Stube vor
der Kammer, während der südliche in der Wand zwischen Stall und
Futtergang aufsteigt. Auch im Längsverband sind die Firstständer in
ihrer Stellung durch gekreuzte Balken, die sich vom „Firstbaum" bis zu
den „Firststuden" erstrecken, gesichert. Das Dach ist mit Stroh gedeckt.

Unser Objekt vertritt ein sehr kleines Hotzenhaus. Das Vorbild dürfte
noch im 16. Jahrhundert erstellt worden sein (hierzu die Eingangsbemerkungen
über den ursprünglichen Baubestand). Bei jüngeren Häusern
finden sich über den Kammern weitere Kammern, „Rumpelkammern". In
einer dieser Kammern, in der „Fruchtkammer", wurde das Getreide
aufbewahrt.

Dieser Haustyp gehört zu der Familie der „Schwarzwälder Heidenhäuser
". Dabei erhebt sich die Frage, ob nicht diese Modifikation eine alte,
vielleicht sogar die ursprüngliche Form des „Heidenhauses" gewesen ist.
Diese Vermutung drängt sich auf, wenn man bedenkt, daß die ältesten
Hotzenhäuser, wie unser Beispiel eindringlich zeigt, noch technisch
nicht so ausgereifte Hausgerüste aufweisen wie die „Heidenhäuser", und
daß dieses Gebiet ein geschlossener Flächenstaat mit einem Freibauerntum1
gewesen ist, der vor dem Schwarzwald besiedelt worden ist. Dafür
zeugen u. a. auch die zahlreichen Ortsnamen mit der -ingen Endung,
wenn auch die Hotzenwälder -ingen Orte nicht zur Schicht der ältesten
-ingen Siedlungen gehören.

Literaturangaben:

G. Endriss, Landschaft, Siedlung und Wirtschaft des Hotzenwaldes. Quellen und

Forschungen zur Siedlungs- und Volkstumsgeschichte der Oberrheinlande,
Karlsruhe 1941.

H. Hansjakob, Die Salpeterer, eine politisch-religiöse Sekte auf dem südöstlichen Schwarzwald
, Waldshut 3. A. 1896

G. Haselier, Geschichte des Hotzenwaldes, Lahr 1973. Th. Lehner, Die Salpeterer, Berlin 1977

H. Schilli, Das Schwarzwaldhaus, Stuttgart 3. A. 1977. In diesem Werk findet der Leser noch

weitere Quellenhinweise.

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