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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 357
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Schlecht kommen auch die Kapuziner weg.
Unberücksichtigt blieben, obwohl sich D. G.
auf dem schweizerischen Rheinufer umsah, die
Konvente von Rheinfelden und Laufenburg,
dagegen sich in Jestetten nie Kapuziner befanden
. Zwar ist auch die mittelbadische Ortenau
in die Aufzählung mit einbezogen. Die Bettelklöster
in Oberkirch und Oppenau sucht man
jedoch ebenso vergebens wie das berühmte
Prämonstratenser-Stift Allerheiligen, während
in Hausach im Kinzigtal im Jahre 1802 mit Sicherheit
kein Franziskaner-Kloster von Fürstenberg
konfisziert werden konnte. Weitere
Fehlangaben könnten in Fülle belegt werden.
Auch fällt auf, daß die bibliographischen Angaben
unzureichend und wichtigste Werke der
süddeutschen Kirchengeschichte, so die Germania
Benedictina V von 1975 und die Alema-
nia franciscana antiqua 1956 ff. nicht genannt
sind. D. G. hatte sicher Sinnvolles, Weiterführendes
vor. Ohne eingehende Literatur- und
Archivstudien ist solches jedoch, auch wenn es
über ein Taschenbuch nicht hinausgehen soll,
nicht zu bewältigen.

H. Schmid

O. Kohler, Das kulturgeschichtliche Bild
unserer Heimat in der vorindustriellen
Zeit. Das 16., 17. und 18. Jahrhundert.

Lahr 1977, 109 S.

In einer Zeit, in der viele Städte und Dörfer ihr
früheres Gesicht wieder entdeckten und es gegen
unpassende Pläne von Architekten und
Vorhaben rücksichtsloser Straßenplaner verteidigen
, ist es sicher angebracht, die Kultur jener
Zeit zu beschreiben, in der sie vor allem ihr
Gepräge erhielten. Diesem Verlangen will der
Verfasser nachkommen. Das politische Element
spielt demnach in seinen Ausführungen
keine Rolle. Ob allerdings das vorliegende
Buch der Ankündigung der Überschrift gerecht
wird, ist eine andere Frage, denn „die
Kulturgeschichte unserer Heimat" muß womöglich
alle Lebensbereiche erfassen und darf
solch einen charakteristischen wie das religiöse
Brauchtum nicht ausklammern; ja ob eine zuverlässige
Behandlung überhaupt möglich ist,
ist fraglich, denn es fehlt weithin an Einzeluntersuchungen
, auf Grund deren ein Gesamtbild
erarbeitet werden könnte. Darum begnügt sich
der Verfasser wohl auch von den verschiedenen
Lebensbereichen zu berichten und zwar
für das Gebiet der südlichen Ortenau und des
nördlichen Breisgaus, denn aus dieser Gegend
stammen die Beispiele, die er anführt. Eingehend
hat er sich mit Akten, Urkunden, Urteilen
usw. befaßt und sie für seine Arbeit ausgewertet
.

Im 1. Abschnitt beschäftigt er sich mit den allgemeinen
Lebensgrundlagen. Er beschreibt
den Bauernhof der Zeit, das Wohnhaus und
seine Inneneinrichtung, die Landwirtschaft,
besonders die Weidewirtschaft, die Waldnutzung
, die zu vielen Streitigkeiten Anlaß gab,
die Jagd und den Fischfang. Er unterrichtet
über den Zustand der Straßen und Wege, über
den aufkommenden Straßenbau, über die Bedeutung
der Brücken, über die Türme und
Mauern der Städte, die immer mehr als etwas
Beengendes empfunden wurden u.a.
Der 2. Abschnitt ist dem Zusammenleben der
Menschen gewidmet. Er untersucht das Verhältnis
der Stände zueinander, gibt Auskunft
über den Schriftverkehr mit seinem Schnörkelstil
, erwähnt die Lage des unbehausten Volkes
und befaßt sich mit dem Rechtswesen, der Verwaltung
und den Ämtern. Gerade bei den letzteren
wird die Schwierigkeit sichtbar, die sich
der Verfasser bei seiner Arbeit gestellt hat,
denn infolge der vielen verschiedenen Herrschaften
im mittelbadischen Raum lassen sich
verhältnismäßig wenig Gemeinsamkeiten zeigen
, da jede Herrschaft ihre eigenen Formen
entwickelt hat. Der dritte Abschnitt erzählt
von Nahrung und Kleidung und der vierte und
letzte von Beruf und Geschäften, von Handel
und Wandel. Dabei wird über das Reisen und
den Postverkehr — keine allgemeine und erst
recht keine angenehme Sache in jener Zeit —
gesprochen, über die Märkte und die Zünfte
und die Zunftordnung, schließlich noch von
den Ärzten, ihrer Ausbildung und Tätigkeit,
von den Schulmeistern und den Unterrichtsbedingungen
und anderes mehr.

Es wird demnach in dem Werk eine Menge
Stoff und zwar in gut lesbarer Form dargeboten
, wobei die Lektüre noch dadurch angeregt
wird, daß die erwähnten Fälle alle aus den bekannten
Orten der Umgegend stammen (Lahr,
Schuttern usw.). Da der wissenschaftliche Apparat
fehlt, ist zu vermuten, daß der Verfasser
sein Buch mehr als Heimatbuch gedacht hat,
um weiteren Kreisen ein Bild der Kultur vergangener
Zeiten zu übermitteln. Zwar kann
man bei der großen Zahl der Stoffgebiete und
dem geringen Umfang (109 Seiten) keine umfassende
und erschöpfende Darstellung erwarten
, doch sind einzelne Teile zu dürftig und zu
wenig systematisch behandelt. Dies empfindet
man besonders bei der Behandlung des Rechtswesens
, der Ämter und der Verwaltung. Ebenso
unbefriedigend ist auch das Abgabewesen
dargestellt, ein vielschichtiges Gebiet, das nur
dann verständlich ist, wenn sauber unterschieden
wird. So wird zwar eingehender vom
Zehnt gesprochen, aber er war eben nur eine
Abgabe, die speziell für den Unterhalt der
Pfarrkirche bestimmt war, auf keinen Fall

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