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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 366
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1980/0368
Rothmund und Erhard R. Wiehn herausgegeben
worden. Liberale Ideen waren die Keimzelle
für politische Parteien und Träger der Revolution
von 1848/49. Die Spaltung in Rechtsund
Linksliberale jedoch zieht sich wie ein roter
Faden durch die Geschichte: 1918/19 wurde
die Chance zur Vereinigung, für die im Südwesten
die Vorzeichen gut standen, von Berlin
aus vertan, als Gustav Stresemann sich nicht
der DDP anschloß, sondern eine Nachfolgepartei
der Nationalliberalen, die DVP, ins Leben
rief. Erst nach der Katastrophe von
1933—45 wurde eine liberale Partei geboren,
wenn auch die Spannungen zwischen den alten
Flügeln bei großen Richtungskämpfen innerhalb
der FDP immer wieder aufflackerten.
Daneben haben die Liberalen nach dem Scheitern
der 48er Revolution in ihren südwestdeutschen
Stammlanden Anhänger an die Arbeiterbewegung
verloren, als sie in Baden „regierende
Partei" wurden und sich als Vorreiter der
deutschen Einigung im Kulturkampf erschöpften
. Auch in der Parteiorganisation wurde der
liberale Honoratiorenverein bald von den Massenparteien
Zentrum und SPD überholt.
Die 5 °7o-Klausel hat zwar der Bundesrepublik
ein relativ festes Parteiensystem beschert, die
Hürde kann indessen von neuen Parteien überwunden
werden, wie jüngste Wahlen gezeigt
haben. Vielleicht sollte die Landeszentrale für
politische Bildung diesen Fingerzeig aufgreifen
und einen vierten Band in Angriff nehmen, in
dem die gewiß nicht uninteressante Geschichte
der kleineren Parteien behandelt wird.

H. Raul ff

Jochen Thies, Kurt von Daak, Südwestdeutschland
Stunde Null.
Die Geschichte der französischen Besatzungszone
1945—1948.

Ein Bitd-/Textband. Droste, Düsseldorf, 1979.
Eine nüchterne Bestandsaufnahme zur jüngsten
deutschen Geschichte kann Foto- und
Filmmaterial als eine wichtige Quellengruppe
nicht außer acht lassen. Das Ausmaß von Zerstörung
und Elend der Katastrophe von 1945,
der „schlechten Zeit", wird in dem kommentierten
Fotoband zur Geschichte der französischen
Besatzungszone eindrucksvoll belegt.
Die Autoren des Buches, das sich im Titel eng
an die Dokumentation des Generallandesarchivs
„Der deutsche Südwesten zur Stunde
Null" (1975) anschließt, sind Redakteure beim
Bayrischen Rundfunk (Thies ist Mitglied im
Historischen Verein; vgl. auch „Die Ortenau"
1977,S .296 ff.). Sie haben viele, bisher unveröffentlichte
Fotos aus den unterschiedlichsten
öffentlichen und privaten Archiven zusammengetragen
, darunter aus dem Filmarchiv des
französischen Verteidigungsministeriums in
Fort d'lvry. Ein einleitendes Essay über die
zum Glück überwundenen (Feind)Bilder „der
Deutschen" über „die Franzosen" und umgekehrt
, ein überblickartiger Text vom Einmarsch
der Franzosen und Amerikaner über
den Alltag in der Zone bis zu französischen
Deutschlandplänen und zur beginnenden
„Normalisierung" und Aussöhnung — vielleicht
wird der Leser manches vermissen, manches
nicht so sehen, wie könnte es anders sein
bei einem Buch, das in erster Linie Anschauung
bieten will?

H. Raulff

Walter Caroli/Robert Stimpel: Geschichte
der Lahrer SPD.

Ein Beitrag zur politischen Entwicklung
in der Stadt Lahr.

Lahr, Schauenburg, 1979, 384 S.

Obwohl beide Autoren Sozialdemokraten
sind, ist ihre „Geschichte der Lahrer SPD"
keine Jubelschrift, sondern eine kritische Fallstudie
eines Ortsvereins, die sich in der Einordnung
der lokalen Entwicklung in die größeren
Zusammenhänge stets am Forschungsstand
orientiert. Chronologisch aufgebaut, reicht die
Arbeit von einer ersten „Arbeiterversammlung
" im August 1877 bis zur Gegenwart. Die
seit 1875 vereinigte Arbeiterpartei hatte es aus
mehreren Gründen schwer, im nationalliberal
geprägten Lahr Fuß zu fassen: einmal setzte
die Industrialisierung in Mittel-und Südbaden
nur zögernd ein, zum anderen verstand sich
der für diese Gegend typische „Arbeiter-
Bauer" kaum als Proletarier, oder — wie es
Adolf Gecks „Volksfreund" treffend ausdrückte
— schuld an der Passivität der Arbeiterschaft
seien „jene, die . . . bei ihrem Lohn
von 10 bis 12 Mark auf ihre Geiße und Krum-
bire pochen, stolz darauf, daß sie .änneweg
z'fresse hän'!" (S. 68). Während der Sozialistengesetze
war die sozialdemokratische Bewegung
mehr als nur eine Partei: Gewerkschaft,
Gesangs-, Sport- und Bildungsverein. Der
Durchbruch zur lokal- und landespolitischen
Kraft gelang im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts
.

Leider werden die Diskussion um die Bewilligung
der Kriegskredite und der Erste Weltkrieg
kaum behandelt, obwohl doch gerade aus der
Lahrer SPD mit Ludwig Frank ein prominenter
Sozialdemokrat hervorgegangen ist, der als
einer der ersten Reichstagsabgeordneten an der
Front fiel und dadurch die Legende von den
„vaterlandslosen Gesellen" widerlegte.

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