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Der Ortenaukreis — Rückblick 1980

Landrat Dr. Gerhard Gamber

Im Gebiet des heutigen Ortenaukreises kam es während des Wirtschaftsaufschwungs
der fünfziger Jahre zu einschneidenden strukturellen Veränderungen
in der Land- und Forstwirtschaft, in der gewerblichen Wirtschaft und im
Dienstleistungsbereich. Der Wandel — vorwiegend im technischen Fortschritt
und damit in der Erhöhung der Arbeitsproduktivität begründet, aber auch
durch neue standortliche Voraussetzungen bedingt — spiegelte sich vor allem
in der unterschiedlichen Entwicklung der Betriebs- und Beschäftigtenzahlen
der drei Wirtschaftsbereiche wider. So ging der Anteil der Land- und Forstwirtschaft
im Ortenaukreis zugunsten von Gewerbe und Dienstleistungen zurück
. Der Rückgang erreichte aber nicht das Ausmaß der Veränderungen in
Baden-Württemberg, wo der landwirtschaftliche Besatz nicht so breit und die
Zahl der abhängigen Erwerbspersonen nicht so hoch waren. Darüber hinaus
überwog im Ortenaukreis der kleinbäuerliche Betrieb.

Wesentliches Merkmal der gewerblich-industriellen Entwicklung zur Zeit der
Hochkonjunktur waren Wachstumsprozesse mit unterschiedlicher Intensität
in einzelnen Industriezweigen, die zu branchenstrukturellen Verschiebungen
führten. Im Ortenaukreis erhöhte die chemische und kunststoffverarbeitende
Industrie die Zahl ihrer Arbeitsplätze von 1955 bis heute um mehr als das
Zwanzigfache auf rund 6.200. Auch der Maschinenbau verzeichnete erhebliche
Beschäftigungszuwächse. In der Textil- und Bekleidungsindustrie sowie in
der Nahrungsmittelindustrie gingen dagegen Arbeitsplätze verloren.

Die Energiepreisentwicklung und ein nicht immer günstiges Investitionsklima
haben in jüngster Zeit auch im Ortenaukreis zu einer spürbaren Verlangsamung
des Wirtschaftswachstums geführt. Im verarbeitenden Gewerbe und im
Handwerk, die im Ortenaukreis eine hervorragende Stellung besitzen, nahm
die Zahl der Beschäftigten in den letzten beiden Jahren insgesamt noch zu.

Generell ist festzustellen, daß der Ortenaukreis eine ausgewogene, relativ günstige
Wirtschaftsstruktur hat, die durch große Vielfalt und hohe Differenzierung
im gewerblich-industriellen Bereich gekennzeichnet ist. Nicht zuletzt die
qualitativ weite Streuung der gewerblichen Arbeitsplätze mag dazu beigetragen
haben, daß der Ortenaukreis in den Jahren der konjunkturellen Abschwä-
chung — insgesamt gesehen — keinen ernsten wirtschaftlichen Einbruch erlebte
. Obwohl die derzeitige Arbeitslosenquote von 3,3 % (April 1981) bei einem
Landesdurchschnitt von 2,9 % alles andere als erfreulich ist, liegt sie

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