http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1982/0065
Hausenstein sollte indessen nicht in Abgeschiedenheit, in der geliebten Beschaulichkeit
seine schriftstellerischen Arbeiten fortsetzen, nicht an der in den
letzten Kriegsjahren begonnenen Autobiographie weiterschreiben dürfen. Etwas
völlig anderes stand ihm bevor. Der viel Gereiste, der umfassend Gebildete
, der Übersetzer französischer Lyrik, der Gegner Hitlers, der Freund Frankreichs
, der „homme de lettres": hätte die junge Bundesrepublik Deutschland
einen geeigneteren Vertreter nach Paris zu entsenden gehabt?
Wie war die Bundesregierung, Bundeskanzler Adenauer selbst auf Hausenstein
aufmerksam geworden? Hausenstein vermutete zunächst durch Theodor
Heuss. Die Anregung kam aber von der Schriftstellerin Maria Schlüter-
Adenauer und Hausenstein
(Schiller-Nationalmuseum Marbach)
Hermkes, einer Nachbarin Adenauers in Rhöndorf. Der Kanzler kannte Hausenstein
persönlich nicht, wohl aber einige seiner Bücher. Die erste Begegnung
beider fand im Hotel „Bayerischer Hof" in München statt; Adenauer war sofort
von Hausenstein eingenommen. Er kreiste ihn — wie dieser selbst sagte111
— mit Argumenten ein. Hausenstein habe als Redakteur der „Frankfurter
Zeitung" . . . „in einem lehrreichen politischen Klima gestanden",112 seine
Grundvorstellungen von der deutsch-französischen Versöhnung seien auch die
111 W. Hausenstein. Pariser Erinnerungen. Aus fünf Jahren diplomatischen Dienstes 1950 bis 1955. München
1961, S. 17.
112 Ebda.
63
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1982/0065