Freiburger historische Bestände - digital

nete ihn 1955 durch die Ernennung zum Grand Officier de la Legion d'Hon-
neur aus. Das Land Baden-Württemberg verlieh ihm den Professorentitel.129

In seinen letzten Jahren sprechen die Tagebücher von Schwächezuständen,
Klagen über bleierne Schwere und Interesselosigkeit kommen vor.130 Die Stimmung
dessen, der im Winter Blumen sucht, blieb ihm nicht erspart. Mitten in
einer Arbeit über Baudelaire, Flaubert und Stifter starb Hausenstein am
3. Juni 1957. Unvollendet mußte er seine Lebensgeschichte wie so vieles andere
zurücklassen. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Friedhof in
München-Bogenhausen im Schatten einer geliebten Barockkirche.

Unvergessen aber blieben allen, die ihn kannten, seine Freundlichkeit und Zuvorkommenheit
, seine Bereitschaft, auf die Anliegen seiner Gesprächspartner
einzugehen, sein Charme, seine Weltoffenheit, sein herzliches Lachen, sein jugendlicher
Geist, noch im Alter, trotz geschwächter Gesundheit131. Noch heute
erwachen bei den Bürgern Tutzings die lebhaftesten Erinnerungen an Hausenstein
, kommt die Rede auf ihn, und Freude, Stolz und Dankbarkeit, daß er
ihren Ort zu seiner Wahlheimat gemacht hat, sprechen aus jedem Wort.

Das Verhältnis Hausensteins zu seiner Vaterstadt Hornberg war sein Leben
lang von herzlicher Zuneigung getragen, er bewahrte die Stadt in verklärender
Erinnerung, widmete ihr faszinierende Schilderungen. Er fühlte sich „als der
getreue Sohn Hornbergs"132 und suchte seine Geburtsstadt immer wieder auf,
wobei Familie Werner Schoffer ihm Freundschaft und Gastrecht gewährte.
Die Vergangenheit wurde ihm jedesmal zur Gegenwart, ja mit zunehmendem
Alter wurde seine Zuneigung noch inniger. Unsäglich litt er, als ihn die Nachricht
von der Zerstörung Hornbergs erreichte.133 Er hielt treu am Fortbestehen
des würdigen Grabmals seiner Großeltern fest,134 nachdem der Familienbesitz
in fremde Hände übergegangen war. Von Herzen freute er sich über die
Glückwünsche aus Hornberg anläßlich der Verleihung des Hebel-Preises.135

Andererseits erfüllte dies auch die Bürger Hornbergs mit Stolz, erst recht seine
Ernennung zum Generalkonsul in Paris und die Beförderung zum Botschafter
.136 Gern unterstützte der Gemeinderat die Festschrift zu seinem 70. Geburtstag
,137 voll Stolz ließ die Stadtverwaltung 1950 an seinem Geburtshaus eine
Gedenktafel anbringen.138

129 Entnommen wurde diese Zusammenstellung einer Vita von Renee-Marie Parry Hausenstein anläßlich des
100. Geburtstages von W. Hausenstein.

130 Impressionen und Analysen. Beispiele S. 11, S. 136 u.a.

131 Vgl. Benno Reifenberg, in: Die Gegenwart, 1957. S. 361.

132 Schreiben Hausensteins an Bürgermeister Fimpel am 28. 5. 1950 (Akten der Stadtverwaltung Hornberg).

133 Am 24. Februar 1945, Licht unter dem Horizont, S. 311.

134 Schreiben an Bürgermeister Fimpel am 2. Juni 1949 und am 28. Juni 1950.

135 Schreiben Hausensteins am 2. Juni 1949.

136 Glückwunschtelegramm am 3. Juli 1953.

137 Beschluß des Gemeinderats vom 4. April 1952.

138 Am 17. Juni 1950 enthüllt.

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