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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 72
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zeigt, wie man für die, welche die große Reise nach dem entfernten Spanien
nicht unternehmen konnten, „Ersatz" anbot.

Diese Beispiele vermögen anzudeuten, daß bei den Kinzigtälern früherer Zeiten
die „Pilgerreise nach Santiago (Sankt Jakob) de Compostela" ein wohlbekannter
Begriff gewesen sein muß.

Doch wußten die Ahnen nicht nur von der Wallfahrt nach dem fernen Santiago
; sie zogen tatsächlich auch dorthin. Das beweisen Akten, so z.B. Einträge
im Haslacher Kirchenbuch des 16. Jahrhunderts7 und in die „Faller-Bücher"
des Klosters Gengenbach8, über die später noch berichtet wird. Besonders im
Archiv von Zell am Harmersbach finden sich diesbezügliche Belege:

Am 19. Juli 1610 baten die Zeller Handwerksgesellen „Jacob Lehemann der Beckh, Paulus Ritt
murer vndt Dieboldt Erb" beim ehrsamen Rat um die Erlaubnis zu einer „Pilgram farth nach
Sanct Jacoben in Hißpanien zu Com Postall". Sie erhielten eine diesbezügliche Urkunde. Der
Stadtschreiber fügte im Ratsprotokoll hinzu: „Nota. Hans Sohler, Wolff Sohlers Stettmeisters
Sohn, ist auch mit ihnen gezogen."9

In Zell steht ein Bildstöckle mit eingehauenen „W—S". Manche glauben, die Eltern könnten das
Mal zur gesunden Wiederkehr ihres Sohnes errichtet haben. Oder sollte er vielleicht gar nicht
mehr zurückgekommen sein?

Am 30. August 1649 berichtet das Heiratsprotokoll:10

„Vermächtnuß Michel Kopffens Zue Ober Enterspach . . . auf den fahl Er Michel Kopff Künf-
tiglich Vber Kurtzt oder lange Zeit Weil Er anietzo sonderlichen des Vorhabens ist nacher St. Jacob
In dem Königreich Hyspanien gelegen Zu vereißen Willens ist, der Weeg Weith vnd bey die-
ßer Zeit gefahrlich . . ."

Es folgt dann ein ausführliches Testament, das der Ehemann mit seiner „lieben Haußfrau" Maria
Ställin geschlossen hat.

Am 1. Mai 1656 wird im Conceptprotokoll" ein Pilgersmann genannt und geschrieben:
„Abscheid biß Nachher Compostel

Wür Schulthaiß Maister vnd Rath des H. Reichs Statt Zell am Harmerspach, Straßburger Bistums
Geben allen vnd Jeden Gaist: vnd weltlichen Hohen: vnd Nideren oberkheiten, auch sonsten aller
meniglichen so disen Brüeff sehen oder hören lassen zuevernemmen, das Zeiger dis, der Ehren be-
schaidene Adam Eisenmann Vnser mit Burger aus sonderbaren von dem Allmechtigen eingegossenen
inspiration vnd Andacht eine wahlfarth Zue des heiligen Sancti Jacobii majoris Apostoli
grab, nacher Compostel in dem Spanischen Königreich Castilien gelegen Zueverrichten willens,
Mit angeheffter vndertheniger Pit, weil er in pass: vnd repassierung solchen fernen Landen, nit allein
wegen der leidigen contagion sonderen auch Kriegs: vnd anderen Zue tragenden Vrsachen
halber verhindert werden möchte, das wür ime desentwegen schrifftlichen schein erlaubnis vnd
Vrkhund ertheillen wolten.

Weil dann Vns alls einer des H: Römischen Reichs Statt . . . vnd katholischer Religion angewander
oberkheit, gebüren will den vnserigen in dergleichen devotionswesen sovil Immer möglich be-
fürdersam Zuerscheinen.

7 E.H. Meyer, Badisches Volksleben. Straßburg, 1900, S. 517

8 GLA, Gengenbacher Fallerbuch 70/2793

9 Stadt. Archiv Zell a.H., Ratsprotokoll 1/145

10 ebd., Heiratsprotokoll 1/1, 30. 8. 1649

11 ebd., Conceptprotokoll 3/18, 1. 5. 1656

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