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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 75
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bürg gab es eine im 14. Jahrhundert gegründete ,,Elendsherberge für die meist
armen Passanten".17 Der Kirchenpatron Sankt Jakob und das „Jakobsfest"
in Schutterwald, ein großes Bild in der Kirche von Burgheim bei Lahr ,,S. Ja-
go di Compostella, der Heilige auf reichem gotischen Throne, vor ihm kniend
einige Gläubige",18 der muschelgeschmückte Sankt Jakob im Giebelfeld der
Katharinenkirche zu Mahlberg19 könnten entsprechende Hinweise für die
Rheintalstrecke sein.

In Freiburg mußten 1557 die Jakobsbrüder, die häufig singend und betend
durch die Stadt zogen, „Treue geben, daß sie in Jahresfrist nicht hier
gewesen"20 — immerhin ein Zeichen für „Großbetrieb"! Im dortigen Augustinermuseum
gibt es einige Hinweise, und im Münster auf der rechten Seite
hinten steht eine Steinfigur des hl. Jakobus mit Muscheln.
Die Pilger aus dem mittleren und oberen Kinzigtal und dessen Seitentälern
aber sind wahrscheinlich, soweit nicht durch das Elztal, über die Baar zum
Bodensee gezogen. Der dortige Raum muß ein Sammelpunkt gewesen sein.
Fresken in der 1424 gestifteten St. Jodokkapelle zu Überlingen stellen in der
Art der „Moritatentafeln" in einer Bilderfolge eine der Legenden des Jakobsweges
dar, die nach Max Rieple21 etwa folgendermaßen lautet:

Ein deutsches Pilgerehepaar mit Sohn befand sich auf dem Weg nach Santiago. In einer Herberge
verliebte sich die Wirtstochter in den jungen Wallfahrer. Als ihre Liebe unerwidert blieb, rächte
sich der Vater und legte heimlich einen silbernen Becher in das Gepäck des Jungen. Anderntags
wurde der „Dieb" gefaßt und zum Tod am Galgen verurteilt. Auf das Gebet der Eltern hin stützte
Sankt Jakob den Gehängten, der dadurch am Leben blieb. Die Eltern berichteten es dem Richter,
der gerade Hühner am Spieß briet. Der Richter sagte: „So wenig wie diese aufgespießten Hühner
wieder lebendig werden, so wenig wird auch euer Sohn wieder ins Leben zurückkehren!" Da flogen
die Hühner wirklich fort. Der Richter ließ den Jungen vom Galgen nehmen und dafür den
Wirt hängen. Die Eltern knieten dann — auch diesen Sprung bringt die Legende fertig! — in
dankbarem Gebet am Grabe des Heiligen Jakobus. —

Vom Bodensee ging es wahrscheinlich nach Einsiedeln, dem „Sammelpunkt
der Oberdeutschen"22, und anschließend über Luzern und Genf ins Welschland
. Nach vielen beschwerlichen Reisetagen — sie hatten inzwischen an die
Tausend Kilometer zurückgelegt — standen die Pilger vor dem großen Hindernis
, den Pyrenäen.

Über die Pyrenäen

Es gab verschiedene Möglichkeiten, sie zu überschreiten. Je nach Wetter, Gerüchten
betreffs wilder Tiere (Bären und Wölfe) und Wegelagerern (man

17 O. Kähni, Kirchliches und religiöses Leben im mittelalterlichen Offenburg, in: Die Ortenau, 29/1949, Seite
154

18 F.X. Steinhart, Die Burgheimer Kirche . . ., in: Die Ortenau, 25/1938, Seite 28

19 J. Naudascher, Jakobus als Giebelfigur identifiziert, in: „Lahrer Zeitung", 27. 10. 1981

20 -W. Schreiber, Zur Sittengeschichte der Stadt Freiburg, in: Zeitschrift für deutsche Mythol., 2, 160, Seite 10

21 M. Rieple, Verliebt in den Bodensee, 4. A. 1980, S. 103

22 Vera Hell; Helmut Hell, Die große Wallfahrt des Mittelalters. Kunst an den romanischen Pilgerstraßen
durch Frankreich und Spanien nach Santiago de Compostela. 4. A. 1979 Tübingen

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