Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 90
(PDF, 76 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1982/0092
Der Mann wurde eingekerkert, die Frau mußte zur Hochzeit im Strohkranz
erscheinen. Um die Brüderlichkeit zu anderen Konfessionen war's auch
schlecht bestellt. Mehr noch als die Katholiken waren die Reformierten, meist
Schweizer Ursprungs, die bevorzugte Zielscheibe behördlicher Angriffe. Das
war umso bedauerlicher, da die Betroffenen auf keine Unterstützung ihres
Heimatlandes hoffen konnten und zudem die Solidarität evangelischer „Brüder
" untereinander nicht besonders überzeugend dargestellt wurde.

Den hanauischen Pfarrer par excellence gab es nicht in Reinkultur. Hätte man
ihn zu erfinden, so wäre er selbst hanauischer oder zumindest elsässischer
Herkunft gewesen, wäre mit größter Wahrscheinlichkeit dem pastoralen oder
handwerklichen Milieu entstammt, wäre ehemals Schüler der Buchsweiler
oder Straßburger Gymnasien gewesen, wäre ausgebildeter gewesen in alten
Sprachen als in der eigentlichen Bibelauslegung, hätte seine praktische Theologie
eher im Dorf als vom Katheder gelernt, wäre erpicht gewesen, bei seiner
Verheiratung die größtmögliche Gleichheit (Eheparität) zu wahren, wäre
fruchtbar gewesen und hätte sich bibelgehorsam vermehrt, hätte wenig von
Familienplanung gehalten und von freier Erziehung, dafür aber mehr von
Gottesfurcht und spartanischer Lebensart. Er hätte in den engen Grenzen gelebt
, die ihm ein klerikalisierter Staat und eine verstaatlichte Kirche zu ziehen
geruhten, er hätte gern sein intellektuelles Licht und seine prophetischen Eingebungen
zurückgestellt, wenn er nur bei Graf und Kirchenregierung sich die
Gunst und nur ja keine Schwierigkeiten einhandelte.

Denn die einzige Ambition seines Lebens war stets nur eine Hoffnung: dereinst
beim Jüngsten Gericht durch den Erlöser erkannt und angenommen zu
werden als einer von denen, die Gott — nach Epheser 4 — eingesetzt hatte, die
einen als Apostel, die anderen als Propheten, andere als Evangelisten, als
Pfarrer und als Doktoren.

Quellen

Kirchenregister in allen Pfarrämtern bzw. Rathäusern der hanauischen Ortschaften, darunter
— Buchsweiler Rathaus, 22 Bände. Dortselbst Hanauisches Kirchen- und Schuldiener Buch oder

Register, bey der Superintendentur Hanau-Lichtenbergs, wider auffgerichtet in Buchssweyler,

Anno 1692.

Pfarrdienstakten im Archiv des Oberkirchenrats in Karlsruhe (ab 1857).

Archive des Departements Bas-Rhin, Straßburg.
Archive der Stadt Straßburg.

Badisches Generallandesarchiv Karlsruhe, Abt 61 und 229.

Hanau-Lichtenberger Archiv. Darmstädter Haus- und Staatsarchiv, Darmstädter Schloß.
Literatur

Johann Adam, Evangelische Kirchengeschichte der elsässischen Territorien bis zur Französischen
Revolution. Straßburg (Heitz) 1928.

Johann Beinert, Geschichte des badischen Hanauerlandes. Kehl 1909.

90


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1982/0092