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Der Jägerlouis und die Jagdlust überhaupt
Vom Leben im Barock
Johannes Werner
Das Jagen war die Lieblingsbeschäftigung der
Könige und der Edelleute.
Jose Ortegay Gasset, Meditationen über die Jagd
Manchmal fällt der Apfel weit vom Stamm. War der Vater Ludwig Wilhelm,
Markgraf von Baden, noch ein tatkräftiger Landes- und vor allem Feldherr
gewesen, der viele entscheidende Schlachten schlug, so zog der Sohn und
Thronfolger Ludwig Georg (1727/61) ein bequemeres Leben vor; und als nahebei
ein Krieg ausbrach, verzog er sich, obwohl er Generalfeldzeugmeister
war und Inhaber des Ordens vom Goldenen Vlies, lieber auf seine böhmische
Besitzungen, um dort friedlichere Zeiten abzuwarten. Der Vater hatte ein ganzes
Kapitel europäischer Geschichte geschrieben, der Sohn gab höchstens eine
Fußnote her.
Und dennoch verkörperten beide, jeder auf seine Art, jeweils einen bezeichnenden
Zug ihrer Zeit: der ,Türkenlouis' — wie er wegen seiner Siege im
Osten im Volksmund hieß — die Auseinandersetzung mit dem Orient, die sich
in seinem Gefolge zur Turcomanie entwickelte, während sich seine Gemahlin,
die Markgräfin Sibylla Augusta, mehr für Chinoiserie und Japonaiserie
begeisterte1; und der , Jägerlouis' — wie wieder er vom Volksmund genannt
wurde seiner einzigen Leidenschaft wegen, die aber nicht nur seine war — die
Jagdlust. (Und außer dieser exemplarischen Bedeutung hatten sie so wenigstens
die Vorliebe für den Pulverkampf gemein, gleich ob dieser nur als Opferrauch
für Mars oder für Diana aufstieg.)
Die Jagdlust war freilich auch der Mutter nicht fremd gewesen, die sich gelegentlich
als Jägerin oder als Diana malen ließ. Und selbst der Vater war ihr
erst durch seine politische und militärische Karriere entfremdet worden; doch
bis zu seinem Tod hielt er im böhmischen Schlackenwerth eine Meute von 130
Hunden, die für die Parforce-Jagd abgerichtet waren, und für die der Herzog
Eberhard Ludwig von Württemberg dann 7 000 Gulden zahlte. In früheren
Zeiten hatte er sich oft und gern in dem markgräflichen Jagdhaus, der ,Nymphenhütte
', sehen lassen, und das dort geführte Tagebuch verzeichnet etwa,
1 Vgl. Johannes Werner, Baden, Böhmen und der Orient. Barocke Geographie im Schloß Favorite. In: Die
Ortenau 57 (1977), S. 262—268.
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